Interview über den erfolgreichen Aufbau eines nachhaltigen Startups
Gründer-Geheimnis POTTBURRI: Das Erfolgskonzept mit den kompostierbaren Blumentöpfen
Featured image: Pressefoto POTTBURRI
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Nachhaltigkeit beginnt manchmal bei den offensichtlichen Vorgängen, die viele bisher einfach so hingenommen haben. Das beweist die Gründergeschichte von Antonia und Alexander Cox, die mit ihrem Startup POTTBURRI dem Einweg-Plastiktopf den Kampf ansagen und Hobby-Gärtner zum nachhaltigen Denken bewegen möchten. Dafür werden Pflanzentöpfe aus Sonnenblumenkernschalen hergestellt, einem Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie, die sich unter den natürlichen Bedingungen in der Erde kompostieren. Gleichzeitig bieten die Töpfe aber die gleiche Stabilität wie ein Plastiktopf, um Pflanzen sicher vom Hersteller bzw. Verkäufer zu transportieren. Und dieses Konzept kommt bei Kunden und Investoren gut an.
Denn innerhalb von zwei Jahren schafften es die Gründer, über fünf Millionen Pötte zu verkaufen, einen siebenstelligen Jahresumsatz zu generieren und damit ca. 85.000 Kilo Erdöl einzusparen. Dabei erhielten sie Unterstützung vom Vertriebsexperten und Investor Ralf Dümmel aus der Gründershow Die Höhle der Löwen, wodurch unter anderem über 30 Gartenbaubetriebe als Geschäftspartner dazukamen. Außerdem wurde POTTBURRI erst kürzlich mit dem “Gründer des Jahres 2021” ausgezeichnet. Doch wie genau fing alles an? Und welche Erfolgsfaktoren waren entscheidend? Wir haben im Interview mit Antonia erfahren, worauf es bei der Planung ankommt und welche Strategien für Startups besonders effektiv sind.
Phase 1: Ideenfindung
Wann genau entstand eure Idee für einen nachhaltigen Blumentopf?
Wir sind in einer Gärtnerei aufgewachsen und kommen aus einer echten Blumenfamilie. Da kennt man die Herausforderungen der Branche und es schien für alle Produkte schon plastikfreie Alternativen zu geben, zum Beispiel anstelle einer Plastik-Transport Palette eine Altpapier-Palette. Nur für den Plastiktopf existierte noch keine Lösung. Schon unser Opa hatte vor über 30 Jahren an einer Lösung getüftelt, aber leider vergeblich. Dann sind wir 2018 glücklicherweise auf den Rohstoff namens SUN CIRCLE® gestoßen, einem innovativen Material basierend auf Sonnenblumenkernschalen. Dadurch entstand dann der POTTBURRI.
Wie wurde aus dieser Idee dann euer Startup POTTBURRI?
Nach ein paar Tests war klar, dass sich aus diesem Material endlich ein nachhaltiger Topf produzieren lässt, der als Massenprodukt funktioniert. Denn er hält den speziellen Anforderungen im Gartenbau stand, zersetzt sich aber in Relation bei den Endkunden schnell. Diese Chance wollten wir nutzen, um ein eigenes Startup aufzubauen. Generell ist das Produkt also innerhalb der Familie entstanden. Um allerdings frei und neutral auf dem Markt zu agieren und den vollen Fokus auf das neuartige Produkt setzen zu können, entschieden wir uns für die Gründung eines rechtlich und wirtschaftlich getrennten Unternehmens. Damit war die POTTBURRI GmbH geboren.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Nachhaltigkeit ist schon lange kein Trend mehr, sondern glücklicherweise schon ein fester Bestandteil in vielen Unternehmen und Branchen. Und diese Branche wartet schon lange auf einen nachhaltigen und funktionierenden Pflanzentopf wie POTTBURRI, der ohne Plastik auskommt. Außerdem handelt es sich um einen großen Markt, da Pflanzentöpfe ein Massenprodukt sind. Allein in Deutschland werden jährlich ca. 500 Millionen Töpfe und in Europa jährlich ca. drei Milliarden Töpfe produziert.
Phase 2: Planung
Welche ersten Schritte standen bei der Planung für POTTBURRI an?
Wir haben direkt von Beginn an unsere potenziellen B2B-Kunden, sprich die Gartenbaubetriebe, eingebunden und erste Rezepturen und Prototypen testen lassen. Denn der Gartenbau ist heute viel mehr als das typische Bild eines Strohhuts, Gummistiefeln und einer Schubkarre. Die Betriebe sind hochmodern, deshalb standen die folgenden Fragen im Fokus: Funktioniert der Topf für diese Prozesse? Zersetzt er sich schon während des Wachstums der Pflanze vielleicht zu schnell und kann er die Transportfunktion erfüllen? Erst als uns die Gärtner ihre Begeisterung mitteilten, wussten wir, dass wir mit POTTBURRI die richtige Richtung eingeschlagen hatten.
Welche Strategie habt ihr genutzt, um eine Vertriebsstruktur aufzubauen?
Nach der ersten Begeisterung für POTTBURRI, haben wir danach viele Klinken geputzt und unser nachhaltiges Konzept im zweiten Schritt auch direkt im Handel vorgestellt. Denn wenn zum Beispiel Baumarktketten oder Gartencenter anbeißen, ist es umso einfacher die Töpfe an die Gartenbaubetriebe zu verkaufen. Außerdem entschieden wir uns recht schnell auch für einen eigenen Online-Shop, um POTTBURRI als Marke aufzubauen und neue Zielgruppen zu erreichen. Generell ist es sinnvoll, die Vertriebsziele konkret festzulegen und auch Aufgaben abzugeben, denn kein Gründer kann alle Kompetenzen abdecken.
Welche Schritte standen noch an, bis ihr mit dem Online-Shop starten konntet?
So einige! Zuerst mussten wir beispielsweise verschiedene Sets für POTTBURRI festlegen, dann die Preise kalkulieren, Produkttexte schreiben, Produktfotos erstellen, eine plastikfreie Verpackung entwickeln und den allgemeinen Aufbau der Website festlegen. Dabei standen auch viele technische Schritte an, wie zum Beispiel die Verknüpfung zwischen Shopify als Shopsystem und Xentral als Warenwirtschaftssystem. Das alles soll aber nicht abschreckend wirken, denn es macht unfassbar viel Spaß sich fremde Best Cases anzuschauen und diese auf sein eigenes Startup umzumünzen.
Warum kann es sich für Gründer lohnen, mit einem Online-Shop präsent zu sein?
Für POTTBURRI ist der Online-Shop und damit eine dauerhafte Verfügbarkeit in Deutschland strategisch sehr wichtig. Denn wir waren seit Tag eins ziemlich laut und schrien unsere Botschaft durch verschiedene Medien in die Welt, wodurch uns immer wieder Fragen aus ganz Deutschland erreichten, wo man Pflanzen im POTTBURRI denn eigentlich kaufen kann. Außerdem können wir durch den direkten Kontakt zur Zielgruppe unser Produkt viel spezifischer weiterentwickeln.
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Phase 3: Gründung
Wie hat sich die Teilnahme bei DHDL auf POTTBURRI ausgewirkt?
Unsere Teilnahme bei der VOX-Gründershow Die Höhle der Löwen hatte in verschiedensten Hinsichten starke Auswirkungen auf unser kleines Startup. Denn vor allem für den gesteigerten Bekanntheitsgrad und den Markenaufbau von POTTBURRI, ist DHDL nicht mehr wegzudenken. Außerdem konnten wir durch den Auftritt auch die Chance zur Aufklärung nutzen. Denn jeder spricht über Plastikbesteck und Strohhalme, niemand aber über Plastiktöpfe, obwohl auch davon mehrere hunderte Millionen allein in Deutschland jährlich anfallen. Insgesamt war DHDL also eine gute Erfahrung, die wir als Gründer weiterempfehlen können.
Wie habt ihr euch damals auf den Pitch bei DHDL vorbereitet?
Tatsächlich bereiteten wir uns sehr intensiv auf den Pitch und die DHDL-Jury vor. Dabei schrieben wir unser Business Model, die Potenziale und KPIs von POTTBURRI so haargenau auf, dass es uns hoffentlich leichter fallen würde auf sämtliche Fragen zu reagieren. Und diese Vorbereitung zahlte sich aus, denn letztendlich konnten wir einen Deal mit den Vertriebsexperten Ralf Dümmel abschließen und dadurch unser Netzwerk erweitern. Generell erlaubt die Zusammenarbeit mit einem Investor, durch die Erfahrungen und das Netzwerk, viele Abkürzungen in den verschiedensten Geschäftsbereichen.
Ihr habt kürzlich den Gründer des Jahres 2021-Award gewonnen. Wie viel bedeutet euch dieser Award?
Das ist total verrückt. Vor allem, wenn wir uns anschauen, welche weiteren unfassbar guten Startups beim Gründer des Jahres Award 2021 nominiert waren. Unsere intrinsische Motivation, POTTBURRI wachsen zu lassen ist natürlich schon super hoch. Wir lieben das, was wir jeden Tag tun, aber solche Auszeichnungen und der Zuspruch gibt nochmal die doppelte und dreifache Motivation weiterzumachen. Es feuert uns einfach von außen an, weiterhin richtig Gas zu geben!
Welche Fehler habt ihr bei der Gründung von POTTBURRI gemacht?
Puh, da fallen mir einige ein! Zum Beispiel spielte in der Woche nach der DHDL-Ausstrahlung unser Warenwirtschaftssystem kurzzeitig nicht mehr mit. Ich musste daher an einem Tag 100 Adressen in eine Versandliste eintragen und trug die Adressen versehentlich doppelt ein, sodass wir 100 Lieferungen im Wert von ca. 3.000 Euro verschenkten. Das hat mich schon etwas runtergezogen. Doch dann gilt es, aus den Fehlern zu lernen und diese nicht zu wiederholen. Zudem tröstete mich der Gedanke, dass die zu viel gesendeten Pflanzen im POTTBURRI an liebe Nachbarn verschenkt wurden und diese vielleicht in Zukunft unsere Neukunden werden.
Phase 4: Wachstum
Was macht POTTBURRI im Vergleich zur Konkurrenz so besonders?
Definitiv die Nachhaltigkeit als Kern des Unternehmens. Denn Sonnenblumenschalen sind ein Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie und werden normalerweise nicht weiterverarbeitet. Wir nehmen diesen Müll und produzieren daraus unseren POTT. Das ist genial, weil wir Müll nutzen, diesen umfunktionieren und am Ende keinen Müll mehr haben. Außerdem ist mit POTTBURRI die Stabilität in den Prozessen im Gartenbau sicher gestellt, aber auch gleichzeitig die Zersetzung bei den Endkunden im Garten, Beet oder Balkonkasten.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bisher erfolgreich genutzt?
Bisher probierten wir viele verschiedene Marketing-Kanäle aus, wobei zum Beispiel Ads auf Instagram und Facebook sowie E-Mail-Marketing bei bestehenden Kunden besonders gut funktioniert. Hinzu kommt offline noch das Point of Sale-Marketing. Weil wir ein erklärungsbedürftiges Produkt verkaufen, müssen wir die Besonderheit von POTTBURRI auch in Baumärkten, Gartencentern und im Lebensmitteleinzelhandel immer wieder betonen. Dafür verwenden wir unter anderem verschiedenste Banner und Plakate. Generell sollten Gründer ihre Zielgruppe genau kennen und dann verschiedene Kanäle ausprobieren.
Welche geheimen Tipps möchtest du angehenden Gründern geben?
Wenn sich ein Tipp bei POTTBURRI mehr als bewährt hat, dann ist es: Baue dir so schnell es geht ein Netzwerk auf! Und ich spreche nicht nur von Personen, die dich kennen. Sondern auch von neuen Kontakten, also mach auf dich aufmerksam. Schreibe Leute, Vorbilder sowie andere Gründer an, die dich inspirieren. Teile deine Idee, frag aber auch nach Meinungen und Kritik. Zusätzlich kannst du Feedback und deinen Senf bei Themen dazugeben, die dich interessieren. Dadurch wirst du wahrgenommen und unterstützt, um letztendlich von einem großen Netzwerk profitieren zu können.
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Über den Autor
Insa Schoppe
Direkt nach dem Abitur entschied sich Insa für ein „Multimedia Production“-Studium in Kiel, danach folgten praktische Erfahrungen in einer Fernsehproduktionsfirma. Anschließend startete sie ein Volontariat in der Redaktion eines Radiounternehmens und wurde als Redakteurin übernommen. Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Recherche und Texterstellung auch tägliche Nachrichten sowie die Verantwortung für mehrere Magazine. Im März 2020 wechselte Insa von der Radio-Redaktion in die Online-Redaktion von Gründer.de. Seit März 2022 verantwortet sie als Projektmanagerin die Kongress-Awards, moderiert unsere Online-Kongresse und schreibt weiterhin hin und wieder für das Magazin von Gründer.de.