Die Gründerin Karen Löhnert setzt auf besondere Übernachtungen
Gründer-Geheimnis: So funktioniert das innovative Schlafwürfel-Konzept von sleeperoo
Featured image: Pressefoto Obadaa Shareif
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Die Hamburgerin Karen Löhnert zog es schon früh in die Tourismus-Branche und sie liebt das Reisen. Doch bei den Übernachtungen fehlten ihr immer bestimmte außergewöhnliche Faktoren – weshalb sie diese kurzerhand selbst in die Hand nahm und ein eigenes Konzept austüftelte. Herausgekommen ist das Startup sleeperoo. Und damit gemütliche Erlebnisbetten, die sich am Strand, in Burgruinen, Kaufhäusern und vielen weiteren Orten aufstellen lassen. Die anfängliche Finanzierung der Cubes stellte sich als Herausforderung dar, dann drohten Einbußen durch die Corona-Pandemie. Doch sleeperoo setzte sich durch und mittlerweile sind schon 62 Spots für Erlebnis-Übernachtungen verfügbar.
Durch Geschäftspartner und das Franchise-Konzept werden zukünftig noch zahlreiche weitere Orte hinzukommen. Dabei achtet das Startup auf einheitliche Standards bei der Buchung, der Ausstattung sowie der Verpflegung, um das unvergessliche Erlebnis besonders einfach zu ermöglichen. Doch wie fing alles an? Wie entstand ihre innovative Geschäftsidee und warum setzte die Gründerin auf ein Online-Business? Wir haben im Interview mit Karen Löhnert erfahren, worauf es bei der Planung und Finanzierung der sleeperoo Cubes ankam, warum sich Nachhaltigkeit für Startups lohnt und welche Krisen-Strategien zum Erfolg führen.
Phase 1: Ideenfindung
In welchem Moment entstand die Geschäftsidee für sleeperoo?
Irgendwie war ich privat immer schon Fan von Erlebnisübernachtungen an besonderen Orten – von Baumhaus über Tipi bis Hausboot und Turm. Was mich immer genervt hat, war die Tatsache, dass ich nie wusste, was mich dort als Schlafstandard erwartet. Muss ich auf einer Isomatte liegen, einen Schlafsack mitbringen oder wird es doch einigermaßen komfortabel? Gleichzeitig habe ich gesehen, dass die Orte sich schlecht vermarkten und es meist keine Onlinebuchbarkeit gibt, weil es sich in den meisten Fällen um keine professionellen Hoteliers handelt. So entstand eines Tages die Idee eines ganzheitlichen Konzeptes für Erlebnisnächte an besonderen Orten, Indoor und Outdoor.
Wie hast du erkannt, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Dass der Erlebnismarkt wächst und wächst, war ja spätestens seit Jochen Schweizer bekannt. Es gab aber bisher niemanden, der das Segment Erlebnisschlafen als Marke besetzt hat, weder national noch international. Deshalb agiert sleeperoo wie eine Kette mit verschiedensten Indoor- und Outdoor-Orten, sodass der Gast heute eine Nacht im Museum und morgen eine Nacht auf einer Seebrücke an der Ostsee verbringen kann. Der Wunsch nach dem Once-in-a-Lifetime-Erlebnis wächst, Menschen wollen emotional berührt werden. Und gerade in Corona Zeiten ist die Nachfrage sogar nochmal gestiegen. Gleichzeitig bieten wir für die Standorte und Partner eine wertvolle Marketingmöglichkeit, da sie mit einem sleeperoo Cube ihr Storytelling und ihre Instagramability steigern können.
Phase 2: Planung
Welche ersten Schritte hast du bei der Planung für sleeperoo unternommen?
Mein großer Vorteil war tatsächlich beim Einstieg, dass ich langjährig im Tourismus und der Beherbergungsindustrie tätig gewesen bin. Daher kenne ich die Branche und alle Eigenheiten. Aber natürlich habe ich mich auch nochmal mit relevanten Markstudien eingedeckt, vor allem zum Erlebnismarkt. Außerdem nahm ich sehr schnell Kontakt zu einer Hochschule und ihrem Fachbereich Design auf, um mit dem Dekan und seinem Abschlussjahrgang Entwürfe für ein mobiles Erlebnisbett zu erarbeiten. So entwickelten wir die ersten Entwürfe für die sleeperoo Cubes.
Wie hast du einen Businessplan erstellt?
Um die ersten Monate der Planung für den ersten sleeperoo Cube finanzieren zu können, entschied ich mich zunächst für die KfW Gründerzuschüsse. Dafür musste ich dann einen Businessplan erstellen und habe eine Startup-Beratungsagentur genutzt, um den Businessplan zu finalisieren. Die erste Fassung hatte ich zwar selbst ausgearbeitet, allerdings half mir die Agentur sehr dabei durch Nachfragen eines Nicht-Branchenkenners in die Details einzusteigen, um alle potentiell anfallenden Kosten auf den Schirm zu bekommen. Für meine Marktanalyse nutzte ich dann zudem noch verschiedene Quellen, die ich ganz einfach über Google entdeckte.
Du hast schließlich auch nach Investoren gesucht: Wie kam es zu diesem Schritt?
Für die Entwicklung der allerersten sleeperoo Cubes wollte ich eigentlich auf eine Bankfinanzierung setzen. Allerdings sind Banken tendenziell konservativ in ihren Entscheidungen und benötigen am liebsten immer einen schon existenten Business-Case, um Zusagen zu erteilen. Da es so etwas wie sleeperoo tatsächlich noch nicht gab, war die Bank anfangs skeptisch. In der Zwischenzeit bewarb ich mich deshalb für die TV-Gründershow Höhle der Löwen, bekam tatsächlich eine Zusage für die Sendung und konnte dort sogar die Investorin Dagmar Wöhrl überzeugen. Deshalb kann jedem Gründer nur raten dasselbe zu tun, sofern man gut vorbereitet ist und den Business-Case sicher vortragen kann.
Phase 3: Gründung
Warum hast du sleeperoo als Online-Business aufgebaut?
Tatsächlich kann man bei uns NUR online buchen und das war von Anfang an so geplant, weil ich nicht an den stationären Vertrieb von Erlebnissen glaube. Denn unsere Erlebnisnacht ist ein Mitnahmeprodukt, das man sich zwischendurch gönnt, wie einen Musicalbesuch oder einen Konzertabend. Deshalb erwartet man dabei eine einfache Online-Buchung, keine Beratung in irgendeinem Geschäft. Dadurch bleiben die Vertriebskosten kalkulierbar und wir müssen niemanden schulen, denn ein sleeperoo Cube ist selbsterklärend. Bei einem eigenen Online-Business geht es dann auch darum, den Website Traffic zu organisieren, der dann bei einer funktionierenden Website zu einer entsprechend guten Conversionrate führt. Zusätzlich helfen bei uns Affiliate Marketing und ein Channel-Manager, der unser Produkt auf andere Erlebnis-Plattformen ausspielt.
Bei sleeperoo steht das Thema Nachhaltigkeit im Fokus: Warum lohnt sich das für Gründer?
Das Thema Nachhaltigkeit ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Denn ich behaupte mal, dass heute niemand mehr gründen kann, ohne auf das Thema an jeder Stelle der Prozessketten im Unternehmen zu achten. Dabei geht es nicht um abgehobenes Ökotum, sondern um gelebte Realität, die man schon in den eigenen vier Office-Wänden umsetzen muss, um glaubhaft als nachhaltiges Unternehmen beim Kunden zu überzeugen. Deshalb nutzten mein Team und ich auch die Corona-Phase nochmal, um als Team unsere gemeinsamen Werte klar zu formulieren und zu verfestigen. Ich kann allen Gründern nur wärmstens empfehlen, sich solch einem Prozess zu stellen.
Welche Fehler hast du bei der Gründung von sleeperoo gemacht?
Da fällt mir direkt ein, dass ich die komplexe Entwicklung unseres Design|sleep Cubes unterschätzt habe. Nach zwei Prototypen ließen wir damals von einem Bootsbauer unsere Erstserie der sleeperoo Cubes mit 15 Stück anfertigen. Doch die Auslieferung erfolgte sehr viel später als geplant. Nachdem die Nachfrage anstieg, sind wir dann auf ein maschinelles Fertigungsverfahren für die Ecken umgestiegen. Aber dieser Schritt war wie eine neue Produktentwicklung. Und das hieß für uns, ohne Cubes kein Umsatz. Also mussten wir zweimal zusätzliche Mittel auftreiben, um die Entwicklungsphase zu überstehen. Daher mein Rat: Plane nie zu knapp, was die benötigten Mittel angeht und ruhe dich nicht aus, wenn eine Finanzierungsrunde geschafft ist. Nach der Finanzierung ist immer vor der Finanzierung!
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Phase 4: Wachstum
Was macht sleeperoo im Vergleich zur Konkurrenz so besonders?
Unser Alleinstellungsmerkmal ist die Tatsache, dass wir der einzige Erlebnisnachtanbieter mit einem ganzheitlichen nachhaltigen Konzept sind, der Spots Indoor wie Outdoor anbietet. Außerdem können sich die Gäste bei den sleeperoo Cubes auf einen unkomplizierten Buchungsvorgang verlassen – von der einheitlichen Buchungsstrecke mit Echtzeit-Verfügbarkeit bis zur leckeren Chill-Box als Verpflegung. Hinzu kommen auch die unterschiedlichen und exklusiven Orte, zum Beispiel eine Nacht im Museum, in der Therme, Burgruine oder auf einer Seebrücke. Je nachdem, ob das besondere Erlebnis für Entschleunigung oder Abenteuer sorgen soll. Insgesamt ist es also wichtig, ein sinnvolles Gesamtkonzept zu besitzen, um langfristig erfolgreich zu bleiben.
Die Corona-Pandemie hat die Reisebranche schwer getroffen: Welche Strategie habt ihr genutzt?
Als die ersten Corona-Lockdowns erfolgten, haben wie alle Kosten auf ein Minimum heruntergefahren. Gleichzeitig nutzten wir die Zeit, um Verbesserungen am Produkt zu erarbeiten. Damit wir bestens gerüstet in die nächste Saison starten können. Zum Glück passen die sleeperoo Cubes jedoch perfekt in die Corona-Zeit, durch „Klasse statt Masse“ und ausreichend Abstand. Zusätzlich hat sleeperoo auch geholfen, dass die Gutscheine sehr beliebt sind, dadurch konnten wir unsere Liquidität sichern. Ich denke, jede Krise birgt eine Chance und eröffnet den Weg für Neues. Also bloß nicht in Panik verfallen, sondern ruhig überlegen, was zu tun ist und wie man die Situation für sich nutzen kann.
Welche Marketing-Kanäle funktionierten für sleeperoo bisher besonders gut?
Tatsächlich ist unser großes Glück, dass der futuristische sleeperoo Cube als außergewöhnliches optisches Highlight gern von den verschiedensten Medien, von Print bis TV, in Szene gesetzt wird. Das heißt, dass jegliche Art von PR in Zusammenarbeit mit unseren Aufstellorten am besten funktioniert. Auch Blogger, die wir zum Testschlafen einladen, sorgen für Reichweite in der Zielgruppe. Ansonsten fahren wir klassische Social Media Ads und Affiliate Marketing und probieren dieses Jahr gerade zum ersten Mal Kooperationen mit namhaften Markenartikeln aus.
Welche geheimen Tipps kannst du angehenden Gründern geben?
Arbeite an dir selbst. Denn nur wenn du selbst gesund, ruhig und klar bist, stellst du eine gute Führung für dein Unternehmen dar. Ich habe zum Beispiel immer schon Yoga gemacht, aber sehr viel dazu gewonnen, seitdem ich täglich meditiere. Anders hätte ich die Corona-Phase nicht überstanden und auch nicht die anderen Phasen der Unsicherheit, die einfach in jedem Startup mit absoluter Regelmäßigkeit immer wiederkehren. Wichtig ist es auch, im Kopf immer flexibel zu bleiben. Und sich nicht zu scheuen, die einmal gefällte Entscheidung für eine bestimmte Strategie wieder komplett zu ändern. Denn die Flexibilität im Kopf ist das, was einen Startup-Unternehmer ausmacht. Gleichzeitig ist es aber auch unser großer Wettbewerbsvorteil gegenüber großen Konzernen, zu denen alle vermeintlich aufschauen.
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Über den Autor
Insa Schoppe
Direkt nach dem Abitur entschied sich Insa für ein „Multimedia Production“-Studium in Kiel, danach folgten praktische Erfahrungen in einer Fernsehproduktionsfirma. Anschließend startete sie ein Volontariat in der Redaktion eines Radiounternehmens und wurde als Redakteurin übernommen. Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Recherche und Texterstellung auch tägliche Nachrichten sowie die Verantwortung für mehrere Magazine. Im März 2020 wechselte Insa von der Radio-Redaktion in die Online-Redaktion von Gründer.de. Seit März 2022 verantwortet sie als Projektmanagerin die Kongress-Awards, moderiert unsere Online-Kongresse und schreibt weiterhin hin und wieder für das Magazin von Gründer.de.