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Was ist die Betriebshaftpflicht und welche Leistungen bietet sie?

Betriebshaftpflichtversicherung: Definition und Kosten

Ob Selbstständiger, Freiberufler oder allgemein Unternehmer: Jeder Arbeitstag bringt erhebliche Risiken mit sich und nur ein kleiner unachtsamer Moment kann große finanzielle Folgen haben. Deshalb muss sich jeder Firmeninhaber früher oder später entscheiden, ob er das Risiko eingehen will oder sich mit einer Versicherung gegen mögliche Schäden absichert. Der folgende Artikel erklärt die Betriebshaftpflichtversicherung und ihre Leistungen. Dabei werden die Vor- und Nachteile der Betriebshaftpflicht verglichen sowie die Kosten ermittelt.

Definition: Betriebshaftpflicht – was ist das?

In Deutschland haftet jedes Unternehmen für die Leistungen, die es erbringt. Das gilt nicht nur für den handwerklichen Bereich und die erbrachten Dienstleistungen, sondern auch für hergestellte Produkte. Kommt dabei also jemand oder etwas zu Schaden, wird der Unternehmer dafür haftbar gemacht. Das bedeutet, er muss den Schaden regulieren und die entstandenen Kosten übernehmen. Je nachdem wie hoch der Schaden ausfällt, können das erhebliche finanzielle Belastungen sein. Besonders Personenschäden reichen oftmals bis in den Millionenbereich. Um sich davor zu schützen, kann jedes Unternehmen eine Betriebshaftpflichtversicherung (BHV) oder auch Geschäftshaftpflichtversicherung abschließen. Wie es der enthaltende Begriff „Betrieb“ schon vermuten lässt, deckt diese durch ihre Leistungen alle Haftpflichtrisiken ab, die durch betriebliche Aktivitäten entstehen. Dabei ist die Betriebshaftpflicht ähnlich aufgebaut wie eine Haftpflichtversicherung. Denn sie deckt ebenso Schäden ab, die einem Dritten durch betriebliche Aktivitäten entstanden sind. Im folgenden Artikel erläutern wir alles rund um das Thema Betriebshaftpflichtversicherung, Kosten, Leistungen sowie Beispiele.

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Voraussetzungen der Leistungen einer Betriebshaftpflichtversicherung

Der Abschluss einer Betriebshaftpflichtversicherung ist für die meisten Berufsgruppen freiwillig, also können sich die meisten Betriebe dafür oder dagegen entscheiden. Für einige Berufe, wie beispielsweise für Ärzte oder Steuerberater, ist die Betriebshaftpflicht allerdings gesetzlich vorgeschrieben. Insgesamt werden aber keine Privatpersonen mit der Geschäftshaftpflichtversicherung abgesichert, sondern Unternehmen, Gewerbetreibende sowie Freiberufler und Handwerker.

Wer eine Betriebshaftpflichtversicherung abschließt, hat dabei laut Gesetz immer ein Recht auf bestimmte Mindestdeckungen im Schadensfall. Diese Voraussetzung der Leistungen einer Betriebshaftpflicht muss jede Versicherung erfüllen und damit mindestens folgende Deckungen einer Geschäftshaftpflichtversicherung anbieten:

  • Personenschaden: 2 Millionen Euro
  • Sachschaden: 1 Millionen Euro
  • Vermögensschaden: 100.000 Euro

Dabei handelt es sich ausschließlich um die vorgeschriebenen Mindestsummen. Das heißt, beim Abschluss einer Versicherung lassen sich höhere Summen für die Betriebshaftpflicht aushandeln.

Leistungen der Betriebshaftpflichtversicherung

Die Leistungen einer Betriebshaftpflichtversicherung sind zwar grundlegend gesetzlich festgelegt, die Zusatzleistungen können sich je nach Anbieter der Geschäftshaftpflichtversicherung jedoch stark unterscheiden.

Basis-Leistungen einer Betriebshaftpflicht

Jede Betriebshaftpflichtversicherung ist gesetzlich dazu verpflichtet, Leistungen und Risiken rund um den Betrieb, somit die betrieblichen Tätigkeiten sowie die Produkte abzudecken. Die Deckungssummen der Betriebshaftpflicht werden zwar individuell bei den Leistungen vereinbart, versichert sind aber immer die folgenden Schäden:

1. Personenschaden

Als Personenschaden wird ein Ereignis definiert, das Tod, Verletzung oder Gesundheitsschädigung eines Menschen zur Folge hat. Damit verbunden sind bei der Geschäftshaftpflichtversicherung verschiedene Folgekosten. Zum Beispiel Schmerzensgeld, Verdienstausfall oder lebenslange Rente, sowie Arzt-, Krankenhaus- oder Rehabilitation-Kosten.

Betriebshaftpflichtversicherung - LeistungenBildquelle: R. Gino Santa Maria - stock.adobe.com
Wenn ein Geschäftspartner im Unternehmen ausrutscht, greift die Betriebshaftpflichtversicherung.

2. Sachschaden

Als Sachschaden versteht man die Substanz-Schädigung oder Vernichtung von Sachen – wenn also zum Beispiel ein Handwerker während einer Montage beim Kunden etwas beschädigt. Nicht als Sachschaden gilt bei der Betriebshaftpflicht hingegen das Abhandenkommen von Sachen. Wenn der Handwerker beispielsweise seine Zange beim Kunden vergisst, ist das kein Sachschaden im Sinne der Geschäftshaftpflichtversicherung.

3. Vermögensschaden

Ein Vermögensschaden liegt meistens als Folge eines Sach- oder Personenschadens vor. Zum Beispiel, wenn ein Elektriker etwas montiert und vergisst, ein Kabel am Boden zu kennzeichnen. Daraufhin stürzt jemand über das Kabel und verletzt sich so stark, dass er oder sie für mehrere Tage nicht arbeiten kann. So entsteht nicht nur ein Personenschaden, sondern auch ein Vermögensschaden, denn durch den Arbeitsausfall fehlen Einnahmen und Gewinne. Dieser Schaden ist dann wiederum durch eine Betriebshaftpflichtversicherung abgedeckt.

Zusatz-Leistungen der Betriebshaftpflicht

Neben den Basis-Leistungen der Betriebshaftpflichtversicherung bieten die meisten Versicherungen noch Zusatz Leistungen an. Diese sind oftmals schon in den Grundverträgen enthalten, lassen sich jedoch auf Wunsch auch entfernen. Die folgenden Zusatz-Leistungen werden bei einer Betriebshaftpflicht angeboten:

  • Schutz vor Schadensansprüchen: Forderungen gegen den eigenen Betrieb werden geprüft, die möglichen gerichtlichen Kosten übernimmt die Versicherung
  • Umwelthaftpflicht-Abdeckung: Schutz vor Schäden durch Umwelteinwirkungen, wenn beispielsweise giftige Gase austreten und angrenzende Betriebe evakuiert werden müssen
  • Produkthaftung: fehlerhafte Produktionen sind durch die Leistungen der Betriebshaftpflicht abgesichert
  • Haftung wegen Diskriminierung: Ansprüche aus dem Allgemeinen Gleichstellungs-Gesetz (AGG) übernimmt ebenfalls die Geschäftshaftpflichtversicherung

Vorteile der Betriebshaftpflichtversicherung

Eine Betriebshaftpflichtversicherung ist zwar für die meisten Betriebe freiwillig, kann sich aber durchaus lohnen. Wer sich für die Leistungen der Betriebshaftpflicht entscheidet, kann somit von den folgenden Vorteilen der Geschäftshaftpflichtversicherung profitieren:

  • Schutz vor finanziellem Ruin: Betriebe haften grundsätzlich mit ihrem gesamten Vermögen. Je nach Umfang der Schäden, könnten Forderungen ein Unternehmen also in den finanziellen Ruin führen.
  • Schutz vor privatem Ruin: Selbstständige bzw. Freiberufler haften bei der Geschäftshaftpflichtversicherung nicht mit ihrem Privatvermögen.
  • Weitere Niederlassungen und Filialen sind bei der betrieblichen Haftpflichtversicherung mitversichert.
  • Die meisten Anbieter decken auch weitere Bereiche (Umwelt und Diskriminierung) mit ab und ersparen den Betrieben so Zusatz-Versicherungen.
  • Bei vielen Anbietern lässt sich die Betriebshaftpflichtversicherung mit anderen Versicherungen kombinieren, was Kosten einspart.

Nachteile der Betriebshaftpflichtversicherung

Trotz der vielen Vorteile, sollten Unternehmer auch die folgenden Nachteile der Betriebshaftpflicht beachten:

  • Arbeitsunfälle sind durch die Leistungen der Geschäftshaftpflichtversicherung nicht abgedeckt, dafür wird eine separate Unfallversicherung benötigt.
  • Subunternehmer müssen bei der Betriebshaftpflicht für eine eigene Absicherung sorgen.
  • Viele Anbieter versuchen, unnötige Zusatz-Leistungen mitzuversichern, um die Kosten der Geschäftshaftpflichtversicherung anzuheben.

Kosten Betriebshaftpflichtversicherung – was kostet eine Betriebshaftpflicht?

Die Kosten einer Betriebshaftpflichtversicherung richten sich vor allem nach dem zu versichernden Risiko. Zum Beispiel existiert bei Handwerkern ein höheres Risiko als bei Inhabern eines Büros, deshalb sind die Kosten höher. Auch die Unternehmensgröße spielt eine Rolle. Unternehmen mit zehn Mitarbeitern müssen deshalb bei gleicher Versicherungssumme weniger bezahlen als Firmen mit 200 Mitarbeitern. Somit gibt es viele verschiedene Bedingungen, die die Kosten der Betriebshaftpflicht beeinflussen.

Insgesamt werden bei den Kosten der Beitragshöhe einer Betriebshaftpflichtversicherung folgende Faktoren berücksichtigt:

  • Anzahl der Mitarbeiter
  • Anzahl der Inhaber
  • Jahresumsatz
  • Betriebsart/Art der Tätigkeit
  • Gewünschte Zusatzleistungen
  • Höhe der Selbstbeteiligung
  • Deckungssummen der Geschäftshaftpflichtversicherung

Deshalb gibt es keine allgemein gültige Aussage für die Kosten einer Betriebshaftpflichtversicherung, denn sie hängen von verschiedenen Faktoren ab und ergeben somit immer eine individuelle Beitragshöhe.

Beispielrechnung der Kosten einer Betriebshaftpflicht

Um die Kosten für eine Betriebshaftpflichtversicherung beispielhaft zu ermitteln, wird das folgende Szenario berücksichtigt:

  • Selbstständiger im Büro
  • Keine weiteren Mitarbeiter
  • Personenschaden-Deckungssumme: 3 Millionen Euro
  • Sachschaden-Deckungssumme: 3 Millionen Euro
  • Vermögensschaden-Deckungssumme: 100.000 Euro
  • Maximale Selbstbeteiligung: 1.500 Euro je Schadensfall
  • Inklusive Umwelt-Haftpflicht: 3 Millionen Euro Deckungssumme

Die Beitragshöhe bzw. Kosten der Betriebshaftpflichtversicherung liegt in dieser Beispielrechnung bei 150 Euro bis 180 Euro pro Jahr. Die exakte Summe der Kosten einer betrieblichen Haftpflichtversicherung kann sich dabei je nach Anbieter und den Voraussetzungen unterscheiden.

Besonderheiten der Betriebshaftpflichtversicherung

Viele Versicherungen bieten die Leistungen der Betriebshaftpflichtversicherung in Kombination mit einer Berufshaftpflichtversicherung an. Die Berufshaftpflicht versichert allerdings nur eine einzige Person und ist für viele Berufsgruppen gesetzlich vorgeschrieben. Zu diesen Berufsgruppen zählen zum Beispiel Anwälte, Krankengymnasten oder Steuerberater. Diese Kombination ergibt Sinn, da der Selbstständige so nicht nur sich selbst, sondern auch das Unternehmen mit absichern kann.

Wenn also zum Beispiel ein Anwalt eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen muss, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist und er nur so seinen Beruf ausüben darf, dann benötigt er für seine Kanzlei jedoch noch zusätzlich eine Betriebshaftpflichtversicherung, die auch seine Mitarbeiter bei Schäden abdeckt. In diesem Fall würde er die Leistungen und Kosten einer Berufshaftpflicht- mit einer Betriebshaftpflichtversicherung kombinieren.

Fazit für die betriebliche Haftpflichtversicherung

Wenn du ein Unternehmen besitzt oder gründen möchtest, musst du entscheiden, ob sich ein Schutz vor betrieblichen Risiken lohnt und somit eine Betriebshaftpflichtversicherung in Frage kommt. Die wenigen Nachteile zeigen deutlich, dass die Betriebshaftpflicht definitiv sinnvoll ist. Wichtig ist hierbei, dass du die verschiedenen Anbieter vergleichst, denn trotz gleicher Leistungen gibt es erhebliche Preisunterschiede bei den Kosten. Achte bei den Kosten auch immer auf die Deckungssummen und die angegebenen Selbstbeteiligungen. Zudem lohnt es sich, mit den Anbietern zu verhandeln. Besonders dann, wenn du beispielsweise zusätzlich noch eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen möchtest. Am Ende hast du dich dann erfolgreich abgesichert und brauchst dir keine Gedanken um mögliche Schäden machen.

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Häufige Fragen (FAQ) zur Betriebshaftpflichtversicherung

Was deckt die Betriebshaftpflichtversicherung ab?

Die Deckungssummen der Betriebshaftpflicht werden zwar individuell bei den Leistungen vereinbart, versichert sind aber immer Personenschäden und damit auch Schmerzensgeld oder Arztkosten. Aber auch Sachschäden, wenn zum Beispiel ein Handwerker während einer Montage beim Kunden etwas beschädigt.

Was kostet eine Betriebshaftpflichtversicherung?

Die Kosten für eine Betriebshaftpflichtversicherung lassen sich nicht allgemein festlegen, da sie vom Unternehmen und den Voraussetzungen abhängen. Das folgende Szenario bietet sich für die Berechnung an:
– Selbstständiger im Büro und keine weiteren Mitarbeiter
– Personenschaden-Deckungssumme: 3 Millionen Euro
– Sachschaden-Deckungssumme: 3 Millionen Euro
– Vermögensschaden-Deckungssumme: 100.000 Euro
– maximale Selbstbeteiligung: 1.500 Euro je Schadensfall
In diesem Fall kostet die Betriebshaftpflichtversicherung 150 Euro bis 180 Euro pro Jahr.

Ist eine Betriebshaftpflicht sinnvoll?

Wenn du ein Unternehmen besitzt oder gründen möchtest, lohnt sich der Schutz vor betrieblichen Risiken und somit eine Betriebshaftpflichtversicherung. Wichtig ist hierbei, dass du die verschiedenen Anbieter vergleichst, denn trotz gleicher Leistungen gibt es erhebliche Preisunterschiede bei den Kosten. Achte bei den Kosten auch immer auf die Deckungssummen und die angegebenen Selbstbeteiligungen.

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Über den Autor

Autorenprofil: Andreas Fricke

Andreas Fricke

Andreas war von März 2022 bis Februar 2024 in der Redaktion von Gründer.de. Hier verantwortete er die Bereiche Franchise- und Gründer-Verzeichnis, außerdem arbeitet er regelmäßig an neuen Büchern und eBooks auf unserem Portal. Zuvor hat er 5 Jahre lang in einer Online-Marketing-Agentur für verschiedenste Branchen Texte geschrieben. Sein textliches Know-how zieht er aus seinem Studium im Bereich Journalismus & Unternehmenskommunikation.

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