Interview über das Gründen und Vermarkten eines Online-Business
Gründer-Geheimnis: Einzigartige Torten-Kits von Die Backhelden
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Vor der Gründung von Die Backhelden war Luwam Tecle-Debesay als Lean Managerin für ein großes Bauunternehmen tätig. Die Geschäftsidee kam ihr während ihrer zweiten Elternzeit. Sie selbst beschreibt es als ein absolutes Herzensprojekt, in das sie ihre volle Energie steckt. Am Anfang war sie noch alleine, heute stehen acht Mitarbeiter hinter Die Backhelden. Trotz des erklärungsbedürftigen Produktes haben sie es geschafft, über 10.000 Kunden in kurzer Zeit von den Torten-Kits zu überzeugen. Auf Instagram und TikTok erreichen die Accounts des Unternehmens über 55.000 Menschen, eine Community voller Fans der bunten Farben, witzigen Videos und einzigartigen Produkten.
Auch das Sortiment wird bei Die Backhelden immer wieder überarbeitet und erweitert. Außerdem wagt sich die Gründerin in die Offline-Welt und zwar in den Einzelhandel. Dort sollen bald cleane und leckere Bio-Backmischungen in den Regalen stehen und die Menschen im Supermarkt begeistern. Im Interview hat uns Luwam viele spannende Tipps für Gründer verraten.
Phase 1: Ideenfindung
Wie genau entstand die Idee für Die Backhelden?
Die Backhelden wurde nach einem enorm stressigen Versuch geboren, die perfekte Geburtstagstorte für meine Tochter herzustellen. Ein Marathon aus tagelanger Google-Recherche, zermürbende Laufereien zu diversen Supermärkten und vielen Onlinebestellungen mit hohen Versandkosten. Ein Graus! Ganz zu schweigen von dem ganzen Krimskrams, den man genau einmal benutzt bevor er dann auf ewig in der Schublade landet. Aber was tut man nicht alles für sein Kind. Natürlich hätte ich auch eine Tiefkühltorte aus dem Supermarkt oder eine Torte teuer ordern können, aber eine selbstgemachte Torte ist eben immer etwas Besonderes. Nach diesem ganzen Geburtstagstamtam saß ich schließlich auf der Couch und sagte zu meinem Mann: Das muss doch einfacher gehen! Warum gibt es eigentlich keine Kochboxen für Geburtstagstorten? Im Kochbereich gibt es Angebote wie HelloFresh. Wieso gibt es sowas nicht in der Backwelt? Die Idee für Die Backhelden war geboren.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Nach der Beta Testphase. Ich habe die Seite von Die Backhelden vor drei Jahren in einer ersten Testphase gelauncht. Die Seite war damals relativ simpel und ich bin mit drei Produkten live gegangen, um zu sehen wie sie in der echten Welt ankommen. Das Feedback war richtig gut und die ersten Kits sind mit wenig Marketing über den Tisch gegangen. Anschließend habe ich den Store pausiert, um die Tortenkits und die Website mittels des gesammelten Feedback zu optimieren und den finalen Launch vorzubereiten. Im Januar 2020 sind wir dann offiziell online gegangen.
Phase 2: Planung
Wie hast du dich informiert? Und dann danach bei der Planung unterstützen lassen?
Natürlich habe ich zunächst einmal viel gebacken und getestet. Doch schon bald standen dann der Webseiten-Auftritt, die CI-Entwicklung, erste Marketing-Strategien und natürlich das Sourcing der Produkte an. Tatsächlich habe ich zu Beginn alles selbst übernommen, um Geld zu sparen. Das Wissen dazu habe ich mir ergoogelt – ganz nach unserem Geschäftsmotto “Everything is figureoutable”. Da ich kein großes Netzwerk um mich herum hatte, mussten vor allem Twitter, Facebook-Gruppen und Podcast als Motivator und Mentor in der Anfangsphase herhalten. Und ich muss sagen, sie haben einen sehr guten Job gemacht!
Wie hast du den Businessplan für Die Backhelden erstellt?
Um ehrlich zu sein, habe ich mich im ersten Schritt nicht groß mit einem Businessplan beschäftigt. Ich habe recherchiert und ähnliche Geschäftsmodelle analysiert. Daraufhin habe ich dann eine grobe Margenkalkulation durchgeführt und geschaut, ob es sich rentiert – that’s it. Eine leane Vorgehensweise war mir sehr wichtig. Mit zwei kleinen Kindern war und ist meine Zeit begrenzt.
Mein Gedanke dabei war immer: Wenn mein Produkt funktioniert, dann kann ich vieles im Nachgang nachholen. Gerade am Anfang ist es wichtiger, ins Machen zu kommen und Dinge zu testen, bevor man den perfekten Plan entwickelt und möglicherweise nie startet. Nachdem ich schnell festgestellt habe, dass es funktioniert, habe ich meine Brüder als Unterstützung dazu geholt. Die haben sich dann nochmal dezidiert den Finanzen und den Operations gewidmet und kräftig optimiert. Deren Erfahrungen aus eigener Selbständigkeit und beruflicher Tätigkeit waren definitiv ein wesentlicher Pluspunkt.
Businessplan erstellen in 10 Schritten
Schritt 1: Idee, Angebot und die Zielgruppe
Im ersten Kapitel gibst du direkt einen ersten Eindruck davon, wie das Konzept deines Unternehmens aussehen soll. Was ist deine Grundidee? Wie kannst du anderen mit deiner Idee helfen und was genau ist dein Ziel? Das solltest du sehr präzise bestimmen und beschreiben können. Darüber hinaus solltest du dir genau überlegen, wer deine Zielgruppe ist und diese ebenfalls konkret definieren. Damit wird es dir im folgenden Kapitel leichter fallen, eine Marktanalyse anzufertigen.
Schritt 2: Markt und Wettbewerb
Hier geht es darum, sich intensiv mit dem Markt und den Mitbewerbern auseinanderzusetzen. Wie groß ist der Markt? Lohnt es sich hier ein Business zu starten? Mache dir bewusst, welche Wettbewerber du hast. Damit du nicht schon zu Beginn des Markteintritts stark mit diesen zu kämpfen hast, solltest du dir überlegen, was du besser machen kannst. Fertige die Analyse so detailliert wie nur möglich an, um perfekt auf deinen Start ins Business vorbereitet zu sein.
Schritt 3; Visionen und Ziele bestimmen
Besonders wichtig für dich als Unternehmer und für dein restliches Team ist es, genau Ziele und Visionen festzulegen, auf die ihr gemeinsam hinarbeiten könnt. Nur wenn du dieses Ziel einmal mit deinem Team oder deinen Gründern festgelegt hast, ist es dir möglich, die darauf abgestimmten Maßnahmen festzulegen. Sie geben dir eine Richtung vor, auf die eine Strategie aufgebaut werden kann.
Schritte 4: Deine Strategie
Auch die Strategie muss sehr gut durchdacht werden. Schließlich musst du mit ihr zu deinen Zielen gelangen. Hier musst du dir vor allem überlegen, welchen Nutzen dein Unternehmen deinen Kunden bringt. Und wie kannst du diesen Nutzen am besten umsetzen? Überlege dir in jedem Fall eine bessere Strategie als deine Mitbewerber und prüfe, was du besser machen kannst als sie. Auch alternative Strategien können sinnvoll sein, da nie gesagt ist, dass die erste Strategie direkt auf Anhieb funktioniert.
Schritt 5: Marketing
Auch die Strategie muss sehr gut durchdacht werden. Schließlich musst du mit ihr zu deinen Zielen gelangen. Hier musst du dir vor allem überlegen, welchen Nutzen dein Unternehmen deinen Kunden bringt. Und wie kannst du diesen Nutzen am besten umsetzen? Überlege dir in jedem Fall eine bessere Strategie als deine Mitbewerber und prüfe, was du besser machen kannst als sie. Auch alternative Strategien können sinnvoll sein, da nie gesagt ist, dass die erste Strategie direkt auf Anhieb funktioniert.
Schritt 6: Rechtsform und Steuern
Ein sehr unbeliebtes, aber trotzdem sehr wichtiges Thema: Die Wahl der Rechtsform und alles rund um die Steuern. Hier schreibst du nieder, für welche Rechtsform du dich entschieden hast, welche Genehmigungen du für dein Unternehmen brauchst, wie dein Unternehmen heißen soll und alles weitere, was in Richtung Buchhaltung geht.
Schritt 7: Gründerteam und Organisation
In diesem Kapitel gibst du an, wie ihr als Firma organisiert seid. Hast du einen Partner? Wer ist alles in deinem Gründerteam? Hier muss ersichtlich werden, wer für was verantwortlich ist, welche Strukturen ihr noch aufbauen wollt, wer schon alles im Unternehmen tätig ist und wer noch dazu kommt. Auch die Meilensteine, die du mit deinem Unternehmen erreichen willst, werden hier eingetragen.
Schritt 8: Finanzen
Die Finanzen bilden den Hauptteil deines Businessplans und müssen sehr genau berechnet und überprüft werden. Hier solltest du dir möglichst keine Fehler erlauben. Wo steht ihr gerade mit eurem Unternehmen, wie viel Kapital benötigt ihr noch und wann ist der Break-Even-Point geplant? – All das sind wichtige Fragen, die in dem Finanz-Teil berücksichtigt werden müssen. Spätestens hier ist es sinnvoll, ein geeignetes Tool zur Hand zu haben, mit dem sich alles leichter ausrechnen lässt.
Schritt 9: SWOT-Analyse
Nach den ganzen Zahlen folgt anschließend die SWOT-Analyse. SWOT steht für Strengths, Weaknesses, Opportunities und Threats. Hier listest du also die Stärken, Schwächen, Stärken und Risiken deines Unternehmens auf und erklärst diese. Im nächsten Schritt müssen dann Maßnahmen getroffen werden, wie mit den Ergebnissen umgegangen wird, damit die Chancen maximiert und die Risiken minimiert werden können.
Executive Summary
Als letztes Kapitel folgt die Executive Summary, eine aussagekräftige Zusammenfassung deines Businessplans. Hier werden nochmal die wichtigsten Punkte deines Businessplans zusammengefasst, um den Investoren und Banken einen guten Überblick über dein Unternehmen zu geben. Erwähne hier also nochmal die wichtigsten Kernaussagen der Geschäftsidee, deines Teams, der Marktanalyse, der Chancen und Risiken und der Finanzierung.
Welche Schritte standen noch an, bis die Plattform von Die Backhelden an den Start ging?
Nachdem Produkt, Homepage und Logistik standen, bin ich direkt ins Marketing übergangen. Unser Produkt ist sehr erklärungsbedürftig, weswegen gerade zu Beginn viel Zeit in die Produktion von Content gegangen ist: Promovideos, Tutorials, Fotos, Texte und vieles mehr. Direkt danach ging es bereits daran Blogger zu sourcen, die bereit wären das Produkt zu testen. Kurz bevor die Seite dann online ging, habe ich eine Lead-Kampagne gestartet. Das heißt ich habe Werbung geschaltet und E-Mails interessierter Kunden für den Launch gesammelt.
Phase 3: Gründung
Viele Vorgänge laufen bei Die Backhelden online ab. Welche Vorteile bietet ein Online-Business für Gründer?
Ein Online Business lässt sich heutzutage schnell und auch mit wenig finanziellen Mitteln hochziehen. Darüber hinaus erreicht man online viel mehr Kunden als man stationär je erreichen könnte. Ein zusätzlicher weiterer Vorteil ist, dass sich online die Zielkundschaft viel exakter identifizieren und ansprechen lässt.
Affiliate Marketing Business
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Was müssen Gründer beachten, die eine Online-Plattform aufbauen möchten?
Dank verschiedener Anbieter fertiger Shopsysteme ist das Aufbauen einer Webseite mittlerweile sehr einfach. Die Schwierigkeit liegt eher in der Kundenakquise. Daher ist es wichtig sich mit den nachfolgenden Themen auseinanderzusetzen: Wie bekomme ich Interessenten auf meine Seite? Wie mache ich Interessenten zu Käufern? Wie kommuniziere ich meine USPs? Das ist kein Selbstläufer und wird gerade am Anfang oft unterschätzt. Kurz zusammengefasst braucht es vereinfacht drei Dinge, um online erfolgreich zu sein: ein gutes Produkt, qualitativer Traffic und überzeugende Kommunikation.
Gründen wird oftmals als unkompliziert dargestellt, aber wenn du zurückblickst: Welche Fehler habt ihr gemacht?
Ich bin überzeugt, Gründen ohne Fehler zu machen, ist nicht möglich. In der Rückschau gibt es viele Dinge, die ich heute definitiv anders machen würde. So würde ich zum Beispiel nicht mehr versuchen alles alleine zu machen, sondern sehr viel früher ein Team aufbauen und bestimmte Aufgaben auslagern. So haben wir zum Beispiel am Anfang sehr lange noch unsere Torten-Kits selber abgepackt, was unheimlich viel Zeit verschlungen hat. Aber auch das Thema Finanzen und Steuern habe ich anfangs noch zu stiefmütterlich behandelt. Mein Tipp: Holt euch direkt einen Steuerberater dazu und arbeitet gewissenhaft, denn das Finanzamt vergisst nie!
Phase 4: Wachstum
Was macht Die Backhelden im Vergleich zur Konkurrenz so besonders?
Unsere Alleinstellungsmerkmale von Die Backhelden sind sehr vielseitig. Zum einen ist die Zubereitung kinderleicht und in unter zwei Stunden erledigt. Der Kunde spart somit jede Menge Stress und Frust. Alles in der Box ist vorportioniert, man muss also nicht mehr nach Rezepten suchen und von Store zu Store rennen. Unsere Designs sind außerdem modern und treffen den Zeitgeist. Die Zubereitung macht Spaß und der Kunde schafft im Gegensatz zu fertigen Torten besondere Momente und darf am Ende auch noch stolz sein – ein echter Backheld eben. Gerade unsere Kunden mit wenig Backerfahrungen sagen uns oft voller Begeisterung, dass sie nie geglaubt hätten, eine solche Torte zu backen und ihre Liebsten so zu überraschen.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr für Die Backhelden bisher erfolgreich genutzt?
Unsere Aktivitäten fokussieren sich überwiegend auf digitales Marketing. Wir bespielen primär Instagram und TikTok mit regelmäßigem Content zur Steigerung der Markenbekanntheit und dem Aufbau einer loyalen Community. Der direkte Austausch mit der Backhelden-Community über Instagram stellt zudem ein zentrales Fundament unserer Marketingaktivitäten dar. Wir erhalten tagtäglich Fragen zu unserem Produkt, Tortenfotos von zufriedenen Kunden oder holen selbst Feedback von der Community ein, indem wir sie selbst entscheiden lassen, wie das nächste Produkt aussehen soll. Die Nähe zur Community fördert das Word-of-Mouth Marketing.
TikTok ist ja ein relativ neues Medium. Wie genau nutzt ihr die Plattform?
Tatsächlich konnten wir mit TikTok besonders gute Erfahrungen sammeln. Dabei mussten wir uns anfänglich von alten Denkmuster lösen, wie Content zu sein hat. Wir haben unseren TikTok Creatoren freie Hand gelassen, sich auszutoben und Dinge auszuprobieren. Und siehe da es funktioniert. Unser erfolgreichstes Video hatte bis heute knapp 3 Mio. TikTok Views. TikTok ist definitiv ein nicht zu unterschätzender Kanal für unsere Marketingaktivitäten. Neben TikTok und Instagram ist Performance Marketing ein weiterer Baustein unserer Marketingaktivitäten. Ein hoher Anteil des Budgets wird in Facebook & Google Ads investiert, um die Backhelden noch bekannter zu machen.
Welche geheimen Tipps möchtest du angehenden Gründern geben?
Geh raus aus deiner Bubble, such dir ein Netzwerk und tausche dich mit anderen Gründern aus. Gründen ist ein steiniger Weg mit viele Tiefen und Höhen. Es tut gut einen Kreis zu haben mit dem man sich austauschen, voneinander lernen und sich gegenseitig motivieren kann. Kein Mentor in der Nähe? Dann empfehle ich dir Twitter und Podcasts. Das sind Goldgruben, wenn es ums Wissen geht. Aber mein Nr. 1 Geheimtipp, der gar nicht so geheim und ja auch unser Geschäftsmotto ist: “Everything is figureoutable”. Du kannst alles lösen, rausfinden, angehen, wenn du ins Machen kommst. Hab keine Angst und fang an: Jetzt.
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.