Ein detailliertes Interview zum Geschäftsaufbau
Gründer-Geheimnis Osmans Töchter: Das Erfolgsrezept für ein besonderes Gastro-Business
Featured image: Pressefoto Osmans Töchter
Inhaltsverzeichnis
- Phase 1: Ideenfindung
- Phase 2: Planung
-
Phase 3: Gründung
- Wie sehr hat sich euer Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ gelohnt?
- Wie kam es dazu, dass euer Deal bei DHDL am Ende geplatzt ist?
- Welche Tipps könnt ihr Gründern für die Investorensuche geben?
- Wie habt ihr Osmans Töchter in ein Franchise umgewandelt?
- Warum kann es sich generell lohnen, ein Franchise aufzubauen?
- Welche Fehler habt ihr generell bei der Gründung von Osmans Töchter gemacht?
- Phase 4: Wachstum
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Wer sich als Gründer immer wieder neu erfindet, bleibt langfristig erfolgreich und kann auch Krisen überstehen. Davon sind die Gründerinnen Lale Yanik und Arzu Bulut überzeugt. Beide leiten zwei erfolgreiche Restaurants in Berlin und setzen bei ihrem Unternehmen Osmans Töchter auf ein besonderes Konzept. Denn in den Restaurants arbeiten türkische Hausmütter mit jungen Köchen aus Istanbul zusammen und kreieren immer wieder neue Speisen. Insgesamt legen die Gründerinnen dabei besonderen Wert auf die Unterstützung der Frauen in der Arbeitswelt und möchten traditionelle Gerichte mit neuen Food-Ideen verbinden.
Dieses Konzept kommt bei den Gästen schon seit 2012 gut an, weshalb die Gründerinnen parallel noch Onlineshop und ein Franchisemodell entwickelten. Zusätzlich gelang ihnen sogar ein Auftritt in der VOX-Show Die Höhle der Löwen, wodurch sie ihre Produkte einem Millionen-Publikum präsentieren konnten. Doch wie genau fing alles an? Und welche Erfolgsfaktoren waren entscheidend? Wir haben im Interview mit Lale und Arzu erfahren, worauf es bei der Planung ankommt und welche Hürden sie überstehen mussten. Außerdem verraten sie uns, warum ihr Deal bei DHDL letztendlich doch platzte und welche Erkenntnisse sie daraus mitnehmen.
Phase 1: Ideenfindung
Lale, wie entstand dein Interesse für die Gastronomie?
Ich komme zwar aus der Schauspielerei, war aber schon immer gerne Gastgeberin und hatte für meinen Teil die Idee, einen türkischen Feinkostladen zu eröffnen. Meine Freunde und Familie haben schon damals gesagt, dass ich die geborene Gastgeberin sei und unbedingt ein Restaurant eröffnen muss. Außerdem erkannte ich schnell, dass es in Berlin an guten modernen türkischen Restaurants mangelte.
Arzu, wie kam es zu deinem Einstieg in die Gastro-Branche?
Auch ich bemerkte, dass Berlin mehr moderne, türkische Restaurants braucht. Deshalb hab ich die Idee zunächst in kleinem Rahmen mit einem Pop-up-Dinner umgesetzt. Ich nannte es „Kültür Dinner“, mit der Zeit wuchs eine echte Fan-Gruppe heran und wir kochten irgendwann für 60 bis 70 Personen an einem Abend. Als BWLerin erstellte ich nach diesem Erfolg erstmal einen Businessplan für mein Restaurantkonzept und war danach auf der Suche nach einer Geschäftspartnerin. Dabei dachte ich an Lale, weil ihre und meine Ideen ähnliche Ansätze beinhalteten.
Wie entstand daraus die Idee für Osmans Töchter?
Wir hatten beide unabhängig voneinander erkannt, dass Berlin gute türkische Restaurants braucht. Außerdem wussten wir, dass wir uns unbedingt selbstständig machen wollten. Deshalb trafen wir uns kurzerhand und sprachen über den ersten Businessplan, der uns beiden sehr gut gefiel und in dem wir großes Potenzial erkannten. Das war der Moment der Entstehung von Osmans Töchtern.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Dass wir eine Marktlücke für moderne türkische Küche entdeckt hatten, bemerkten wir bei der Recherche und dem Wachstum der Events. Und diese Erkenntnis war richtungsweisend. Dennoch wussten wir, dass das Bedienen der Marktlücke alleine keine Garantie für Erfolg bot. Deshalb legten wir zu Beginn schon einen starken Fokus auf die Qualität. Und auf die Beobachtung der türkischen Food-Entwicklung über den eigenen Tellerrand hinaus, um uns von der Konkurrenz abzugrenzen.
Phase 2: Planung
Welche Schritte standen noch bei der Planung für Osmans Töchter an?
Zuerst war uns der Austausch mit erfahrenen Gastronomen sehr wichtig. Hieraus konnten wir ableiten, welche Hürden auf uns zukommen. Dadurch konnten wir uns so bei Osmans Töchter gut auf mögliche Eventualitäten vorbereiten und Lösungen vorbereiten. Wichtig finden wir auch, bei allen Entscheidungen auf unser Bauchgefühl zu hören. Manchmal ist es ein guter Wegweiser.
Wann entwickelte sich eure Idee für einen eigenen Onlineshop?
Durch die hohe und stetige Nachfrage aus dem Restaurantbetrieb von Osmans Töchter zeigte sich, dass unsere hausgemachten Meze sehr gefragt sind. Bedingt durch die Restriktionen der Pandemie, zielten wir auf eine praktische Lösung ab, unsere Speisen weiterhin frisch verfügbar zu bereitzustellen. Und dabei erschien uns ein Onlineshop als beste Möglichkeit, um Menschen den Alltag trotz Begrenzung kulinarisch zu bereichern. Gleichzeitig wollten wir Verpackungsmüll und unnötige Lieferketten vermeiden. Daher haben wir uns für die Meze im Glas entschieden.
Wie habt ihr euren Businessplan erstellt?
Sowohl bei der Planung der Geschäftsidee für das Restaurant als auch für den Onlineshop, ließen wir uns neben unseren eigenen Recherchen und Plänen immer von einer professionellen Unternehmensberaterin unterstützen. Das ist aus unserer Erfahrung von unschätzbarem Wert und kann vor schwerwiegenden Fehlern schützen. Außerdem raten wir, neben der herkömmlichen Recherchearbeit, Unternehmern im direkten Umfeld nach ihrer persönlichen Erfahrung auszufragen. Dabei lohnt es sich, diese Fragen sehr geschickt zu stellen, um so wichtige Informationen von erster Hand zu erhalten und diese für seine eigenen Zwecke nutzen zu können.
Phase 3: Gründung
Wie sehr hat sich euer Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ gelohnt?
Wir gehen einer Leidenschaft nach und glauben an unsere Produkte. Das ist ein sehr wichtiger Motivationspunkt, um bei einer Show wie DHDL teilzunehmen. Denn mit der Sendung Die Höhle der Löwen erhielten wir die Möglichkeit, Investoren für unsere Idee zu begeistern und unsere Produkte einer breiteren Masse zu präsentieren. Daher lohnt sich die Teilnahme, ob mit oder ohne Deal in der Tasche. Denn auch wenn unser Deal letztendlich geplatzt ist, konnten wir Osmans Töchter und unsere Grundsätze gut vermitteln.
Wie kam es dazu, dass euer Deal bei DHDL am Ende geplatzt ist?
Wir geben an dieser Stelle zu, bei DHDL mit Dagmar Wöhrl auf die für uns falsche Investorin gesetzt zu haben. Was man uns letztlich für Osmans Töchter unterbreitete, hatte nichts mehr mit dem gewonnen Deal zu tun und war unternehmerisch unhaltbar. Daher ließen wir den Deal platzen. Um aus unserem Fehler zu lernen, sollten Gründer auch schauen, dass sie Investoren mit erfolgreichem Unternehmer-Background wählen.
Welche Tipps könnt ihr Gründern für die Investorensuche geben?
Grundsätzlich ist es unerlässlich, dass man zu seinem Produkt und zu seinem Startup hundertprozentig steht, mit Leidenschaft dabei ist und seine Zahlen wirklich kennt. Investoren achten sehr darauf, das haben wir bei Osmans Töchter auch bemerkt. Sie investieren ja schließlich nicht nur in die Idee, sondern auch in das Unternehmen. Außerdem sollten Gründer vor den Investoren auch offen über die Schwächen ihrer Geschäftsidee und Unternehmen sprechen können. Damit können diese dann abschätzen, inwieweit ihre eigene Expertise und ihr Fachwissen für die Lösung des Problems nützlich sein kann.
Wie habt ihr Osmans Töchter in ein Franchise umgewandelt?
Ein Unternehmen in eine Franchise umzuwandeln, würden wir nicht im Alleingang machen. Doch es gibt zum Glück einige Unternehmensberater, die sich auf Franchise spezialisiert haben. Daher raten wir dringend, eine solche Beratung in Anspruch zu nehmen. Grundsätzlich ist vorab auch zu klären, ob das Konzept überhaupt Franchise-tauglich ist. Denn das spart Zeit und Geld. Aktuell ist auch dieses Franchise-Projekt aufgrund der aktuellen Pandemie-Lage stillgelegt. Interessenten gibt es, aber wenige trauen sich, da die Pandemie-Entwicklung noch immer schlecht prognostiziert werden kann.
Warum kann es sich generell lohnen, ein Franchise aufzubauen?
Generell übernimmt der Franchisenehmer ein funktionierendes Konzept, das sich in der Praxis als erfolgreich erwiesen hat. Das heißt, das Unternehmen besitzt bereits eine attraktive, etablierte Marke auf und damit profitiert der Franchisenehmer auch von einem Vertrauensvorschuss der Kunden. Zusätzlich können Gründer auf das Know-how der Franchisegeber zurückgreifen, bekommen Briefings, professionelle Schulungen und eine gute Unterstützung.
Welche Fehler habt ihr generell bei der Gründung von Osmans Töchter gemacht?
Nun, wir waren in die romantische Vorstellung eines eigenen Restaurants verliebt, aber die Realität ist erstmal weit weg davon, wenn der Betrieb startet. Obwohl wir bereits die Problematiken und Herausforderungen der Branche kannten, war der Anfang schwieriger als gedacht. Erst wenn man mit den Problemen real konfrontiert ist, merkt man, wie kräftezehrend die Lösungsschritte sind. Dann brauchen Gründer ein hohes Maß an Durchhaltevermögen und sollten bereit sein, über ihre Grenzen zu gehen.
Phase 4: Wachstum
Was macht Osmans Töchter im Vergleich zur Konkurrenz so besonders?
Zum einen legen wir viel Wert auf sehr gute Qualität und frische Produkte. Außerdem möchten wir traditionelle, aber auch innovative türkische Speisen anbieten. Das ist möglich durch das Zusammenbringen des Know-hows der türkischen Hausfrauen und jungen Istanbuler Köche. Deshalb spüren wir auch immer wieder Trends auf durch regelmäßige kulinarische Reisen nach Istanbul. Insgesamt sollten Gründer unserer Meinung nach ihr Alleinstellungsmerkmal immer im Auge behalten und dieses jährlich für sich neu bewerten.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bei Osmans Töchter bisher erfolgreich genutzt?
Über Osmans Töchter sind seit der Gründung 2012 ca. 150 Pressebeiträge erschienen und dafür mussten wir tatsächlich gar nichts weiter tun. Denn wir wurden immer wieder, so wie jetzt, um Interviews gebeten. Das bringt sehr viel Freude, da wir eben auch Werte transportieren und unsere Vision teilen möchten. Außerdem nutzen wir Social Media Marketing, auf Instagram und Facebook posten wir komplett eigenständig. Dabei denken wir, dass es sich beim besten Marketingkanal immer noch um die Mund-zu-Mund Propaganda handelt. Und das kann uns bestimmt jeder Selbstständige bestätigen.
Welche geheimen Tipps möchtet ihr angehenden Gründern geben?
Einst sagte uns mal ein guter Freund, dass sich Erfolg bei einer Selbstständigkeit nur für Gründer erreichen lässt, die ein großes Durchhaltevermögen besitzen. Und das können wir aus unserer eigenen Erfahrung bestätigen. Daher glauben wir, dass ein Gründer, der mit einer großen Portion Herz, Leidenschaft und Durchhaltevermögen sein Ziel verfolgt, schon auf einem guten Weg ist. Wer dann auch noch sein Bestmöglichstes gibt und die beste Version seines Produkts anbietet, wird eines Tages definitiv erfolgreich sein.
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Über den Autor
Insa Schoppe
Direkt nach dem Abitur entschied sich Insa für ein „Multimedia Production“-Studium in Kiel, danach folgten praktische Erfahrungen in einer Fernsehproduktionsfirma. Anschließend startete sie ein Volontariat in der Redaktion eines Radiounternehmens und wurde als Redakteurin übernommen. Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Recherche und Texterstellung auch tägliche Nachrichten sowie die Verantwortung für mehrere Magazine. Im März 2020 wechselte Insa von der Radio-Redaktion in die Online-Redaktion von Gründer.de. Seit März 2022 verantwortet sie als Projektmanagerin die Kongress-Awards, moderiert unsere Online-Kongresse und schreibt weiterhin hin und wieder für das Magazin von Gründer.de.