Interview über die Gründung eines Software-Startups
Gründer-Geheimnis SeaTable: Diese Brüder präsentieren das Excel der Zukunft
Featured image: SeaTable
Inhaltsverzeichnis
- Phase 1: Ideenfindung
-
Phase 2: Planung
- Wie habt ihr euch informiert und wie seid ihr dann mit SeaTable gestartet?
- Welche Tipps habt ihr für andere Gründer bezüglich der Erstellung des Businessplans?
- Wie sah dann die konkrete Umsetzung eures Finanzplans für SeaTable aus?
- Wie ist das Gründerteam zusammengestellt?
- Welche Schritte standen noch an, bis die Plattform an den Start ging?
- Phase 3: Gründung
- Phase 4: Wachstum
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Der Markt für Low-Code-Softwarelösungen ist groß, denn viele Unternehmen sind auf der Suche nach Möglichkeiten, wie sie Prozesse automatisieren und mit Daten schnell und einfach arbeiten können. SeaTable erfüllt diese Anforderungen bis ins kleinste Detail und lässt wenig Wünsche offen. Innerhalb eines halben Jahres konnten die Gründer bereits 10.000 Cloud-Nutzer begeistern und nach einem Jahr hatten sie bereits 100.000 Downloads für die On-Premises-Lösung. Für das Geschäftsjahr 2022 soll der erste Gewinn geschrieben werden.
Vor allem aber auch die Entwicklung neuer und die Optimierung bestehender Funktionen ist jedes einzelne Mal ein Meilenstein für die beiden Brüder. Auch die Liste prominenter Unternehmen aus dem In- und Ausland wird immer länger, die beiden haben jedoch noch einiges in der Pipeline. Im Interview haben wir sie zu allen spannenden Themen rund um die Unternehmensgründung befragt – Das sind ihre größten Tipps und Learnings:
Phase 1: Ideenfindung
Wie entstand die Idee von SeaTable?
Die SeaTable GmbH ist bereits die zweite gemeinsame Firma von uns. 2017 lernten wir durch einen glücklichen Zufall unsere heutigen chinesischen Mitgesellschafter kennen. Damals ging es darum, als weltweiter Vertriebspartner für die Softwarelösung Seafile tätig zu sein, was wir auch heute noch parallel unter der Datamate GmbH & Co.KG sind. Im Jahr 2019 waren wir beide in Peking, um die weitere Zusammenarbeit zu Seafile zu besprechen und da kamen unsere Partner mit der Idee für SeaTable auf uns zu. Wir beide haben damals sofort das Potenzial erkannt und nicht lange gezögert. Schon am nächsten Tag begannen die Pläne für die SeaTable GmbH und seitdem entwickeln wir gemeinsam an SeaTable und verbinden das Beste aus zwei Kulturen. Unser chinesischer Partner kann unglaublich schnell und kostengünstig die Software entwickeln. Wir hingegen können unser typisch deutsches Qualitätsbewusstsein mit einbringen – eine Win-win-Situation.
Was ist der Unterschied zum klassischen Excel?
Das klassische Excel, so wie wir es kennen, limitiert die Menschen an zu vielen Stellen. Mit Excel kann man perfekt mit Zahlen und Formeln arbeiten, aber Bilder, Dateien, E-Mails oder Checkboxen gibt es nicht. Ebenfalls ist eine Zusammenarbeit im Team für Excel eher ein Fremdwort. Die Listen werden meistens per E-Mail herumgeschickt und können immer nur von einer Person bearbeitet werden. Das kostet viel Zeit und ist total ineffizient. SeaTable ist hingegen mehr als nur Zahlen, Texte und Formeln. SeaTable ist wie der Software-Baukasten von Lego, mit dem ich mir ohne jegliche IT-Kenntnisse meine ganz eigenen Prozesse entwickeln kann. Dafür stellen wir mehr als 20 verschiedene Spaltentypen, Plug-ins wie etwa Galerie, Kanban, Zeitleiste, Karte oder Kalender zur Verfügung. Zudem haben alle Nutzer die Möglichkeit, sich Ansichten anhand von Filter-, Sortierung- und Gruppierungsfunktionen so zu bauen, wie sie es gerne hätten. Auch statistische Auswertungen und Webformulare sind Kernfunktionen von SeaTable.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Das haben wir direkt bei unserem Meeting mit unseren chinesischen Partnern im Jahr 2019 erkannt. Prozesse so einfach selbst zusammen bauen zu können, wie mit einem Lego-Baukasten, fanden wir spannend. Dass Menschen händeringend nach Lösungen suchen, die sie sofort und ohne jegliche Kenntnisse für ihre Prozesse einsetzen können, um das Tagesgeschäft am Laufen halten zu können, hat uns zusätzlich fasziniert. SeaTable ist in unseren Augen viel mehr als nur ein Tabellen- und Datenbankhybrid. Wir sind der Überzeugung, dass es in jedem Bereich eines Unternehmens Prozesse gibt, die mit unserer Lösung effizienter abgebildet und automatisiert werden können. Das Potenzial ist unserer Meinung nach riesig und SeaTable damit ein sehr lukratives Geschäftsmodell.
Phase 2: Planung
Wie habt ihr euch informiert und wie seid ihr dann mit SeaTable gestartet?
Da die Aufgabenverteilung bereits am Anfang feststand, konnten wir uns primär auf den Vertrieb von SeaTable und unser chinesischer Partner auf die Softwareentwicklung konzentrieren. Demnach haben wir uns noch genauer mit dem Markt beschäftigt, um unser Produkt richtig zu positionieren. Danach ging es in die Angebotsdefinition. Unser Produkt unterscheidet sich in Cloud, Dedicated und On-Premises. Mit dieser Basis galt es dann, die jeweiligen Angebotspakete und deren Bestandteile in Bezug auf Funktionen, Features und Preis zu definieren. Danach mussten die internen Prozesse alle aufgesetzt werden, wie sämtlich Marketing-, Abrechnungs- und Supporttools. Als wir damit fertig waren, ging es an die Ausarbeitung der Außenpräsenz, wie z. B. Webseite, Social-Media-Kanäle und Bewertungsplattformen. Wir haben uns immer eng mit unserem chinesischen Partner, aber auch mit unserem Team in Deutschland abgestimmt. Alles zielte darauf ab, einen reibungslosen Start im Juli 2020 hinzulegen, was uns am Ende auch mit dem gesamten SeaTable-Team sehr gut gelungen ist.
Welche Tipps habt ihr für andere Gründer bezüglich der Erstellung des Businessplans?
Da wir beide aus der Unternehmensberatung kommen, hatten wir bereits mehrfach Berührung mit dem Thema Businessplan. Zuerst einmal ist es wichtig zu verstehen, wie der gesamte Markt, indem man sich zukünftig aufhalten wird, tickt und funktioniert. Wir haben Nächte damit verbracht, diesen genaustens zu analysieren. Sich mit den Wettbewerbern zu beschäftigen und damit seine Alleinstellungsmerkmale auszuarbeiten, war ein Teil der Marktanalyse. Beim Finanzplan ging es bei uns immer in aller erster Linie darum, die Software zu vertreiben und zu vermarkten, die Entwicklung wird über unseren chinesischen Partner gesteuert.
Wie sah dann die konkrete Umsetzung eures Finanzplans für SeaTable aus?
Wir überlegten uns, welches Know-how wir für unseren Aufgabenbereich brauchten. Dies war am Ende Vertrieb, Marketing und Support. In den jeweiligen Bereichen haben wir die entsprechenden Stellen geplant und ausgeschrieben. Hierbei gilt es vor allem realistisch zu planen und eine Auslastung sicher zu stellen, bevor man mit weiterem Personal plant. In den Finanzplan sind natürlich auch noch Kosten, wie Agenturen, Serveranbieter, Steuerberater usw. mit eingeflossen. Auch hier haben wir uns viel Zeit genommen, damit wir an alle Kostenpunkte denken und diese vorkalkulieren können.
Wie ist das Gründerteam zusammengestellt?
Was das anbelangt, so stand es schon von Anfang an fest, dass wir zusammen als Brüder die SeaTable GmbH gründen und unserem chinesischen Partner 50 % der Anteile im Sinne eines Joint-Ventures abtreten werden. Das Gründerteam besteht aus insgesamt vier Personen. Bei der Teamkonstellation ist es immer wichtig, darauf zu achten, dass man sich gegenseitig ergänzt und jede Person andere Fähigkeiten mit in das Unternehmen bringt. Bei uns ist es sehr gut aufgeteilt in den geschäftlichen und technischen Part von SeaTable.
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Welche Schritte standen noch an, bis die Plattform an den Start ging?
Neben den bekannten Formalitäten der Gründung wie Notartermine und der eigentlichen Entwicklung unserer Software mussten wir auch unseren Auftritt nach Außen, das Team sowie alle internen Mechanismen und Prozesse genauestens planen und umzusetzen, sodass wir einen guten Start im Juli 2020 hinlegen konnten. Am Anfang haben wir an Projekten wie an unserer Webseite gearbeitet, Serveranbieter für unser Cloud-Produkt definiert, aber auch bereits die ersten Marketinghebel, Plattformen und Tools in Bewegung gesetzt. Unsere Nutzer sollten sich vom ersten Tag an bestens aufgehoben fühlen.
Phase 3: Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche?
Der Markt für Low-Code-Anwendungen, wie unsere ist riesig. Weltweit lag der Umsatz bei mehr als 5,8 Milliarden Dollar in 2021 und brachte ein Umsatzplus von 30 % zu 2020. Zudem sollen bis 2024 Low-Code-Lösungen für mehr als 65 % der gesamten Anwendungsentwicklung in Unternehmen verantwortlich sein. Immer mehr Menschen erkennen die Vorteile von Low-Code: flexible Anwendung, sofortige Verfügbarkeit und keine erforderlichen Programmierkenntnisse. Mit unserer damaligen Vermutung lagen wir auch richtig. Die Nachfrage nach unserer Lösung ist hoch und steigt täglich weiter an.
Welche Vorteile bietet ein Online-Business für Gründer?
Ein reines Online-Business hat natürlich erst mal den riesigen Vorteil, dass man viel schneller und günstiger in die Sichtbarkeit kommt als z. B. beim rein stationären Handel. Ungefähr 89 % der Bevölkerung in Deutschland nutzt das Internet. Wenn man dann noch in Betracht zieht, dass ca. jeder Zweite Amazon nutzt, dann wir einem schnell klar, dass das Online-Business einen sehr hohen Stellenwert in unsere Gesellschaft genießt. Mit Online-Business ist man einfach flexibler und kann schneller auf neue und unerwartet Gegebenheiten reagieren. Je nachdem, welches Business-Modell man verfolgt, spielt natürlich auch noch der Kostenfaktor mit rein. Und für viele Produkte wie SeaTable macht auch nur ein reines Online-Business Sinn. In wenigen Sekunden kann man ganz bequem von überall aus unser Produkt beziehen und sofort in der Cloud starten oder via Download dieses im eigenen Rechenzentrum im Unternehmen installieren und betreiben.
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Welche Fehler habt ihr mit SeaTable gemacht?
Man erlebt es immer wieder, dass einem aus den verschiedensten Bereichen wie Marketing oder Vertrieb durch externe das Blaue vom Himmel versprochen wird, was am Ende zu 99,9 % doch nicht so eintritt. Wenn wir jetzt zurückblicken, so würden wir heute alles viel mehr hinterfragen, bevor wir jemanden beauftragen, unsere Software-Lösung in der Außenwahrnehmung zu stärken. Ein zweiter Punkt ist das Thema Personalbeschaffung. Hier haben wir in der Vergangenheit auch immer Mal wieder mit Headhuntern gearbeitet, was jedes Mal nicht zufriedenstellend war. Heute akquirieren wir unsere Mitarbeiter zu 100 % selbst und gehen direkt in den persönlichen Austausch als über irgendwelche Umwege. Das kommt viel besser an und damit haben wir es auch geschafft, qualifizierte Mitarbeiter für unser Unternehmen zu gewinnen.
Phase 4: Wachstum
Was macht SeaTable so besonders?
Das besondere an SeaTable ist es, dass man zum einen sämtliche Informationen erfassen, analysieren und auswerten kann. Mittlerweile spielt auch das Thema „Big Data“ eine große Rolle bei der Entwicklung. Bedeutet, wir werden die einzige Lösung auf dem Markt sein, bei der man schon sehr bald bis zu 500.000 Datensätze problemlos erfassen kann, was kein anderer Wettbewerber anbietet. Was uns zusätzlich für sehr viele Unternehmen interessant macht, ist die On-Premises-Möglichkeit. SeaTable kann mit wenig Aufwand direkt im eigenen Rechenzentrum des Unternehmens installiert und betrieben werden. Bedeutet die Unternehmen, die viel Wert auf die eigene Datenhoheit legen, finden früher oder später den Weg zu uns. Des Weiteren arbeiten wir sehr stark an der Prozessautomatisierung. Am Ende des Tages soll es möglich sein, möglichst viele Prozesse einfach und effizient in SeaTable darzustellen.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bisher genutzt?
Wir haben so ziemlich alles im Marketing probiert über die Jahre. Angefangen von Google- und Social-Ads bis hin zu Affiliate-Marketing. Am Ende des Tages hat sich aber das organische Wachstum deutlich durchgesetzt. Unsere Lösung lebt besonders gut von Empfehlungen, guten Blog-Artikeln für eine hohe Sichtbarkeit und natürlich Presse- und TV-Erwähnungen. Den Hebel PR unterschätzen immer noch sehr viele. Aber wenn man einen fünfseitigen Artikel in der wohl bekanntesten Computer-Zeitschrift, der c’t oder eine große Erwähnung bei Computerbild bekommt, dann ist das mehr wert und hat einen größeren Effekt als manch eine Paid-Maßnahme. Die stärkste Social-Media-Plattform bei SeaTable ist TikTok. Dort generieren wir im Schnitt mehr als 800.000 Views die Woche. Wir haben es geschafft, in nur einem Jahr auf 100.000 Follower zu skalieren. Und das rein organisch, ohne irgendwelche unterstützen Paid-Maßnahmen. Soll heißen, man muss immer herausfinden, welche Stellschrauben am besten funktionieren und diese dann weiter ausbauen. Das ist bei jedem Produkt anders.
Welche geheimen Tipps möchtet ihr angehenden Gründern geben?
Als Gründer weißt du, dass du 1.000 Dinge zu tun hast und die Versuchung immer da ist, die Aufgaben nur halbherzig abzuwickeln, damit man sich möglichst schnell der nächsten Aufgabe widmen kann. Man stürzt sich förmlich auf die Themen und will diese einfach nur schnell abhandeln. Darunter leidet die Qualität und am Ende beschäftigt man sich mit fast jeder Aufgabe mindestens zwei Mal. Wir haben uns beispielsweise zu früh auf ein Ticketsystem für unsere Supportanfragen festgelegt und schnell gemerkt, dass dieses nicht unsere Anforderung genügt. Im Bereich E-Mail-Marketing haben wir uns für den Marktführer entschieden, ohne unsere langfristige Strategie, nämlich unsere Lösung in Europa zu betreiben, im Auge zu behalten. Auch unsere ersten Emailstrecken waren nicht ausgereift, deswegen mussten wir uns noch mal mit diesen auseinandersetzen, anstelle es beim ersten Mal direkt richtig zu machen. Am Ende spart man keine Zeit, sondern lässt eigentlich nur Nerven. Vermeidet daher Abkürzungen und lasst euch nicht unter Druck setzen.
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.