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Wiederverwendbare Versandboxen

Gründer-Geheimnis hey circle: Für einen abfallfreien Versand

Die Müllproduktion auf diesem Planeten ist immens und wächst gefühlt immer noch weiter. Dem muss Einhalt geboten werden. Die Gründer von hey circle sind derselben Meinung und haben deshalb ein Versandsystem entwickelt, das wiederverwendbar und damit abfallfrei ist. Erfahre mehr zur Story und der Idee hinter hey circle.

Jeder hat doch sicherlich schon mal ein Paket nach Hause liefern lassen. Und was passiert dann mit dem Karton oder der Verpackung? Die wandert in der Regel in die Tonne. Dadurch entsteht unfassbar viel Müll. Das ist nicht gut für die Umwelt und nachhaltig ist es schon gar nicht. Der Meinung waren auch Doris Diebold und Morris Kurz, die hey circle ins Leben riefen. Die beiden haben wiederverwendbare Versandboxen entwickelt, die aus robustem Material und leicht wieder zurückzuschicken sind. Doris ist die Geschäftsführerin und Gründerin des Unternehmens, bald nach der Gründung ist Morris als CTO eingestiegen. Was die beiden mit hey circle schon erreicht haben, erfährst du im nachfolgenden Interview der beiden.

Idee und Gründung

Wie genau entstand die Geschäftsidee für hey circle?

Doris: Abfallvermeidung war schon lange ein persönliches Thema für mich, spätestens seit der Geburt meiner beiden Kinder. Während ich es beim Einkaufen im Supermarkt und durch bewussten Konsum schaffte, Müll zu reduzieren, gelang mir das beim Online-Shopping kaum. Als Mama bestelle ich viel online, hatte beim „Walk of Shame“ zur Papiertonne, um die Einwegkartons zu entsorgen, aber jedes Mal ein schlechtes Gewissen. Das war aber nicht alles: Ich wollte unternehmerisch tätig werden und selbst etwas Sinnstiftendes schaffen.

Trotzdem war die Entscheidung, meinen guten, abwechslungsreichen Job in einem Konzern zu kündigen, nicht einfach. Nach vielen schlaflosen Nächten und mit Rückendeckung der Familie habe ich es dann doch gemacht. Ab März 2020, pünktlich zu Corona, war ich dann „frei“ zu tun, was ich wollte. So hatte ich während der Lockdowns auch den Freiraum, sowohl für meine Kinder da zu sein als auch alle nötigen Recherchen, die Produktentwicklung und den Aufbau eines Netzwerks voranzubringen. 

Morris: Und letztlich hat Corona durch den Anstieg des Paketvolumens ja noch mehr gezeigt, dass es eine Alternative zu den Einwegverpackungen braucht. 

Wie lief die Namensfindung ab? Warum habt ihr euch für „hey circle“ entschieden?

Doris: Mit dem „circle“ spielen wir sowohl auf die Kreislaufwirtschaft als auch auf den großen Kreis der Menschen an, die wie wir etwas ändern wollen. Und das „hey“ darf ruhig ein bisschen aufrütteln; wer nämlich durch seine Unternehmens- und Konsumentscheidungen nicht selbst aktiv wird, verpasst die Chance, Teil der Veränderung zu sein. 

Wie und wann habt ihr erkannt, dass ihr eure Idee in einem eigenen Unternehmen  umsetzen wollt?

Doris: Einerseits wollte ich gerne selbst tätig werden, zum anderen gab es aber auch schlicht keine Anbieter auf dem Markt, die wiederverwendbare Boxen als Alternative zum Einweg-Karton anboten. Wir sind mit hey circle Pionier im Markt.

Wie ging es dann weiter? Was waren die nächsten Schritte?

Doris: 2021 haben wir hey circle als GmbH angemeldet und sind 2022 mit den Produkten und der IT-Lösung im Markt gestartet. Einige Kunden der ersten Stunde, beispielsweise Prinoa Dental, DRYKORN und Elacin, arbeiten weiterhin mit uns und haben uns im Laufe der Zeit viel gutes Feedback gegeben. 

Morris: Wir haben mittlerweile acht verschiedene Produkte im Portfolio, halten drei Patente, haben ein weiteres Patent angemeldet und entwickeln weitere Verpackungen, die genau der Nachfrage im Markt entsprechen. Wir haben rund 30 Kunden und haben neun Testprojekte mit großen Unternehmen laufen. Stolz sind wir zum Beispiel auf die Zusammenarbeit mit Drykorn, VIU, Trigema und der Österreichischen Post.

Beim Gründen läuft nicht immer alles glatt: Was würdet ihr das nächste Mal nicht nochmal so machen?

Doris: Natürlich gibt es immer Entscheidungen, die man im Nachgang hinterfragt. Als Gründer muss man häufig Entscheidungen mit vielen Annahmen und hohem Risiko treffen. Wenn zu dem Zeitpunkt nach bestem Wissen und Gewissen und unter Abwägung von Chancen und Risiken getroffen wurden, kann man Rückschläge als Lernerfahrung verbuchen. Unsere Erfolgsgeschichte zeigt, dass wir oft richtig lagen. Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit unserem Fortschritt. 

Die Branche 

Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum habt ihr euch für diesen Bereich entschieden?

Doris: Das Potenzial ist riesig! Jährlich gibt es alleine in Deutschland mehr als 4,5 Milliarden Paketsendungen aus dem E-Commerce – Tendenz steigend. Und mehr als 99 Prozent davon werden in Verpackungen verschickt, die indirekt für die Tonne produziert werden. Genauer gesagt: pro Sekunde kommen 50 Kilogramm Abfall zusammen. Das können und wollen wir uns als Gesellschaft nicht mehr leisten. Ein gehöriger Anteil des Paketaufkommens ist für Mehrweg-Versand geeignet. 

Morris: Und in Deutschland machen wir nicht Halt: Europa ist der nächste logische Schritt. Rückenwind bekommen wir derzeit auch von der Politik: ab 2030 wird es eine Mehrweg-Quote von 10 Prozent auf E-Commerce-Verpackungen geben. In Logistik-Jahren gerechnet ist das quasi schon morgen. Hinzu kommen die ESG-Ziele der Onlinehändler selbst, die mit wiederverwendbarer Verpackung leichter umgesetzt werden können. 

Wie wichtig ist es, über das Thema Nachhaltigkeit im Versandhandel zu sprechen?

Doris: Definitiv sehr wichtig! Die Kunden fordern von ihren Onlinehändlern nachhaltigen Versand und Verpackung. Es ist richtig, dass Verbraucher die Unternehmen in Verantwortung nehmen. Jetzt muss der E-Commerce das Angebot verbessern. Zumal wir in Deutschland das Konzept „Mehrweg“ in- und auswendig kennen.

Doris: Unternehmen suchen dringend nach Lösungen, wie sie ihre Logistik nachhaltiger aufstellen können. Wenn die ersten großen Player auf wiederverwendbare Versandverpackungen setzen, ziehen die anderen nach. Und dann wird es auch in großen Schritten weitergehen, etwa die Rückgabe von Mehrweg-Verpackungen am Pfandautomaten, für mehr Convenience und zur Kostensenkung.

Welche Meilensteine habt ihr mit hey circle schon erreicht?

Doris: Bei unseren über 40 Kunden sind rund 10.000 hey circle Verpackungen im Umlauf; 40.000 wiederverwendbare Versandtaschen wurden alleine von der österreichischen Post bestellt. Unser Team ist auf zehn talentierte und motivierte Mitarbeiter angewachsen, die alle Kernfunktionalitäten abdecken. Im Januar kam dann noch unsere neue COO Rebecca zu uns; für IT und Sales erweitern wir ebenso die Kapazitäten. Und unsere IT-Lösung samt Plugins für die ersten Shop-Systeme steht. 

Was macht hey circle so besonders? Wie grenzt ihr euch von der Konkurrenz ab?

Doris: Vor allen Dingen richten wir uns aber nicht ausschließlich an Unternehmen und Verbraucher, die bereits nachhaltige Ziele haben, sondern zeigen, dass Mehrweg praktisch und smart im Preis ist. Dafür ist uns ein transparentes und professionelles Auftreten sehr wichtig. 

Morris: Wir decken mit einer Kombination von langlebigen, leichten Taschen und Boxen in unterschiedlichen Größen und einer IT-Lösung für Pfand-Abwicklung und CO2-Tracking den ganzen Markt ab. Mit unserer Ökobilanz sind wir jederzeit transparent, wie viel CO2 und Abfall sich im Vergleich zur Nutzung von Einwegverpackungen einsparen lässt – nämlich bis zu 94 Prozent Abfall und 76 Prozent CO2-Emissionen. Unsere Verpackungen sind für die Logistik optimiert und dank mehrerer Patente gegen Nachahmungen geschützt. Außerdem bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, die Verpackungen ganz einfach zu branden.

Alltag

Welche Marketing-Kanäle habt ihr für hey circle bisher genutzt?

Doris: Da sein, wo unsere Kunden sich informieren, das ist der rote Faden, der sich durch unsere Kommunikation zieht. Über die klassische Google-Suche und über die Fachpresse werden besonders viele Unternehmen auf uns aufmerksam. Wichtig sind uns außerdem die persönliche Begegnung sowie die Empfehlung durch zufriedene Kunden. Auch hier gilt: Wir informieren umfassend, statt viel Lärm um nichts zu machen. Unsere Marke braucht keinen Glitzer, sondern Qualität und Verlässlichkeit. Das ist es, was unsere Ansprechpartner suchen und weshalb sie sich für hey circle entscheiden.  

Wann und warum habt ihr euch entschieden, euch bei Die Höhle der Löwen zu bewerben?

Doris: Wir hatten das große Glück, von der Produktionsfirma angesprochen zu werden. Wir haben dann einen Moment überlegt, ob wir den Prozess mitmachen wollen, da wir bereits mit Investoren im Gespräch waren und die Teilnahme nicht als „Marketing-Gag“, sondern als Austausch auf Augenhöhe ansehen. Wir sind sehr froh, uns für eine Teilnahme bei der Höhle der Löwen entschieden und durch die Ausstrahlung die große Sichtbarkeit erhalten zu haben – auch wenn es nicht zum Deal kam. Die Rückmeldung der Investoren vor Ort war eine starke Motivation, unsere Mission weiterzuverfolgen. 

Was hat sich seitdem für hey circle geändert?

Doris: Der Kundenstamm, das Team, das Portfolio sind gewachsen. Jeder Tag bringt uns unserem Ziel einen kleinen Schritt näher: dem abfallfreien Versand. 

Morris: Und jetzt gerade sind wir mit der nächste Finanzierungsrunde durch. Damit wollten wir weiter wachsen und skalieren. Wir konnten 1,5 Millionen Euro sammeln. 

Habt ihr einen spannenden Tipp für angehende Gründer?

Doris: Schnelligkeit ist Key. Heißt: Nicht warten bis das Produkt fix und fertig ist, sondern lieber frühzeitig Feedback einholen und Kunden direkt zu ihren Pains fragen. An die eigene Idee glauben und damit ein Netzwerk aufzubauen, ist die Grundlage von allem.“

Nutzt ihr KI-Tools, um euch den Arbeitsalltag zu erleichtern?

Morris: Wir nutzen GitHub Copilot in der Programmierung, der Code-Vorschläge auf Basis von KI macht. Gerade bei den wechselnden Programmiersprachen und Systemen, in denen wir uns bewegen – Cloud, Shopify, WooCommerce etc. – hilft es, ein KI-Tool zu haben, welches viele Beispiele von Shop-System-Plugins und Backend-Code kennt. Ansonsten Übersetzungstools wie DeepL oder Microsoft Translate, um ganze Dokumente schnell zu übersetzen, für die man nur noch leichte Anpassungen machen muss, und Software zur Bildoptimierung.

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Über den Autor

Autorenprofil: Lea Minge

Lea Minge

Lea ist bei Gründer.de für die täglichen News zuständig. Im Bereich Wirtschaft, Startups oder Gründer hat sie den Überblick und berichtet von den neuesten Trends, Entwicklungen oder Schlagzeilen. Auch bei der Sendung “Die Höhle der Löwen” ist sie eine wahre Expertin und verfolgt für unsere Leser jede Sendung. Damit kennt sie die wichtigsten DHDL-Startups, -Produkte und Informationen zu den Jurymitgliedern. Daneben hat sie immer einen Blick auf die neuesten SEO-Trends und -Anforderungen und optimiert fleißig den Content auf Gründer.de. Neue Ideen für Texte bleiben da nicht aus. Schon früh interessierte sie sich fürs Schreiben, weshalb sie ein Studium in Germanistik und Kommunikations- und Medienwissenschaft in Düsseldorf absolvierte. Nach Abschluss ihres Bachelors macht sie seit Oktober 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de.

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