Interview über den erfolgreichen Aufbau eines Online-Business
Gründer-Geheimnis: Wie verändert die Nachhilfeplattform bidi.one das digitale Lernen?
Featured image: Pressefoto Kuravisma GmbH
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Wo ein Problem existiert, da entwickelt sich oftmals eine innovative Geschäftsidee. So war es auch 2019 bei Christian Bohner und der Kuravisma GmbH. Denn das Ziel seines Teams ist es seitdem, die Zukunft des digitalen Lernens zu gestalten und schulische Prozesse zu vereinfachen. Über seine Online-Nachhilfeplattform bidi.one lassen sich geprüfte Nachhilfelehrer auswählen, die dann in einem virtuellen Klassenzimmer ihre Schüler unterrichten. Dabei sind die Stunden frei einteilbar und über die Fortschrittsanalyse lassen sich alle Lernerfolge überprüfen. Aktuell können schon mehrere tausend Schüler von dieser Plattform profitieren und täglich kommen neue dazu.
Doch wie fing alles an? Wann genau entstand die Geschäftsidee für bidi.one und welche Erfolgsfaktoren waren entscheidend? Wir haben im Interview mit Christian Bohner erfahren, worauf es bei der Planung ankommt und warum sich das Startup für ein Online-Business entschieden hat.
Phase 1: Ideenfindung
In welchem Moment entstand das Interesse für den Nachhilfebereich?
Tatsächlich war ich während meiner Schulzeit selbst Nachhilfelehrer. Aber ich brannte nicht sonderlich für die Aufgabe und wurde leider auch nicht sensationell bezahlt. Trotzdem bekam ich immer neue Schüler, da entfernte Bekannte meine Mutter ansprachen und sie nicht richtig Nein sagen konnte. Da war mir, wenngleich ich das nicht so klar hätte benennen können, bereits klar, dass dieser ganze Prozess intransparent abläuft. Denn das Angebot an Nachhilfelehrern schien für Eltern nicht zugänglich zu sein. Richtige Kommunikation zwischen Nachhilfelehrern und Eltern gab es ebenfalls nicht, somit auch nur vage gemeinsame Lernziele. Und wenn ein jüngerer Schüler am Ende der Stunde einem älteren Schüler Geld gab, kam mir das auch komisch vor.
Wodurch entstand dann die Geschäftsidee für bidi.one?
Zu dieser Zeit gab es noch keine digitalen Technologien, die das Problem hätten lösen können. Deshalb erkannte ich zwar die Problematik, aber technisch ließ sich da nicht viel anpassen. Als es diese Technologien viele Jahre später dann endlich gab, blieb die Nachhilfe jedoch weiter offline und alle Eltern besaßen weiterhin dieselben Probleme. Dadurch entwickelte sich der Gedanke, dass hier ein passender Online-Service eine Disruption schaffen kann, die für alle Beteiligten einen Gewinn darstellt. Deshalb gründete ich gemeinsam mit weiteren Partnern die Kuravisma GmbH und damit auch die Nachhilfeplattform bidi.one.
Wie hast du erkannt, dass es sich dabei um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Schon vor der Corona-Krise erkannten wir, dass digitales Lernen und Online-Nachhilfe viele Vorteile besitzt. Denn sie findet zum einen ortsunabhängig statt. Das heißt, man kann aus einem größeren Lehrerpool schöpfen und dadurch schneller einen qualifizierten Tutor für sein Thema finden. Auch die Anfahrt entfällt bei bidi.one, wodurch Eltern Zeit und Geld sparen. Außerdem bucht man in der klassischen Präsenznachhilfe meistens eine oder zwei Nachhilfestunden pro Woche und legt sich auf ein Fach fest. Bei bidi.one buchen Eltern Stundenpakete und können sich diese frei aufteilen. Dadurch ist es beispielsweise möglich, vor der nächsten Matheklausur eine Woche lang jeden Tag Nachhilfe zu nehmen, um bestens vorbereitet zu sein.
Phase 2: Planung
Welche ersten Schritte standen dann bei der Planung für bidi.one an?
Bei der Planung von bidi.one hatte ich das Glück, mit erfahrenen Gründern zusammenzuarbeiten. Dadurch ging die Unternehmensgründung sehr schnell und kurze Zeit nach der Gründung bekamen wir bereits die erste Förderung der Sächsischen Aufbaubank. Hierzu erhielten wir noch eine tolle Beratung von der IHK Dresden. Somit kann ich Gründern empfehlen, auf erfahrene Mitgründer oder Geschäftspartner zu setzen. Außerdem bietet sich die Finanzierung durch einen externen Partner an, wobei das Geschäftskonzept schon vorhanden sein muss. Denn das Konzept ist die Basis, um Finanzierungen zu erhalten und mögliche Partner zu überzeugen.
Wie habt ihr euren Businessplan erstellt?
Dass der Nachhilfemarkt generell ein Milliardenmarkt ist, ließ und lässt sich ganz einfach nachlesen. Dadurch war die Marktgröße von vornherein offensichtlich. Bei der Finanzplanung gibt es dagegen natürlich Unwägbarkeiten: Finden wir genügend Tutoren für bidi.one? Wie offen sind Eltern und Schüler für Online-Nachhilfe? Wie viel Marketing ist notwendig, um eine gewisse Anzahl an Schülern auf der Plattform zu haben? Was ist die Customer Lifetime? Hier haben wir nach Proxys gesucht, um diese Fragen zu beantworten und haben ausführliches User Research gemacht. Das hat uns deutlich weiter gebracht und ich würde es allen Gründern raten, aber in einem neuen Marktumfeld bleiben natürlich auch immer Unsicherheiten.
Phase 3: Gründung
Welche Schritte standen danach noch an, bis die Nachhilfe-Plattform online ging?
Bei bidi.one ging es darum, schnell damit zu beginnen, die Nutzer sehr genau zu verstehen: Was möchten sie? Welche Probleme lösen wir für sie? Was sind Dinge, an die wir nicht gedacht haben? Und natürlich benötigt man früh Produkt- und Tech-Kollegen, die eine technologische Vision der zukünftigen Plattform erschaffen. Dabei fällt mir für die Umsetzung ein wichtiger Punkt ein. Dieser wurde schon so oft gesagt, dass es sich anfühlt wie eine Binsenweisheit. Aber ich muss es dennoch wiederholen: Richtet den Fokus bei der Umsetzung auf das Team. In einem jungen Startup benötigt es Ownership und unternehmerisches Denken. Wer nicht für das Thema brennt, hat im Team keinen Platz. Das bedeutet wiederum auch, im ein oder anderen Fall nach ein paar Wochen oder Monaten wieder getrennte Wege zu gehen.
Ihr habt euch bei bidi.one für ein Online-Business entschieden: Warum lohnt sich das für Gründer?
Generell würde ich nicht davon sprechen, dass sich ein Online-Business mehr lohnt als ein Offline-Business. Denn viele Unternehmen sind bei genauer Betrachtung ja auch hybrid. Und in meinem konkreten Fall habe ich mich für ein Business entschieden, an das ich glaubte. Dass alle Abläufe online passierten, spielte zunächst eine untergeordnete Rolle. Grundsätzlich lässt sich aber sicherlich sagen, dass die Ungebundenheit an feste Orte eine elementare Basis für viele Online-Geschäftsmodelle bietet, auch für bidi.one. Wer somit unabhängig sein möchte und auf neue Technologien setzt, sollte bei den Planungen zumindest ein Online-Business mit einbeziehen.
Welche Fehler habt ihr bei der Gründung von bidi.one gemacht?
Bei dieser Frage fällt mir ein, dass man sich gründlich Gedanken zur eigenen Zielgruppe machen sollte. Vor allem darüber, wer am Ende die Kaufentscheidung trifft. Denn für bidi.one erschien es zunächst naheliegend, als Betreiber einer Online-Nachhilfeplattform primär die Nutzer und damit die Schüler anzusprechen. Jedoch fiel uns im Gespräch mit Kunden und Nutzern schnell auf, dass Schüler zwar ein Mitspracherecht bei der Wahl der Nachhilfe besitzen, doch die Eltern immer die Kaufentscheidung treffen. Deshalb mussten wir unseren Auftritt sowie unsere Marketing-Inhalte noch einmal anpassen.
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Phase 4: Wachstum
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf das Wachstum von bidi.one ausgewirkt?
Wir können sagen, dass wir mit bidi.one zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Die Möglichkeit, Nachhilfe online zu buchen, gewann durch die Pandemie merklich an Zuspruch. Dabei ist vielen Eltern und Schülern überhaupt erst bewusst geworden, dass entsprechende Angebote existieren. Insgesamt hat sich der Bildungsstandort Deutschland mit dem digitalem Unterricht schwer getan. Deshalb sind wir auch froh, dass wir mithelfen konnten, Wissenslücken bei Schülern in einer solch kritischen Phase zu bekämpfen.
Was macht bidi.one im Vergleich zur Konkurrenz so besonders?
Zur erfolgreichen Nachhilfe gehört mehr als ein Videochat mit einem Lehrer. Das haben wir erkannt und daher mit bidi.one einen Ort geschaffen, an dem die gesamte Kommunikation zwischen allen Beteiligten von Vor- bis Nachbereitung der Nachhilfe mühelos funktioniert. Dazu gehören u.a. ein integrierter Chat, individuelle Fortschrittsanalysen und die Möglichkeit, schnell Ersatz-Tutoren zu finden. Außerdem überprüfen wir all unsere Tutoren im Vorfeld genau auf ihre Qualifikation. Zusätzlich bieten wir auch an, dass Nutzer unseren Nachhilfeunterricht mit einer staatlichen Förderung durch Bildungsgutscheine buchen können.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bei bidi.one bisher erfolgreich genutzt?
Im gewöhnlichen Nachhilfemarkt sind vielen Familien die Möglichkeiten digitaler Bildung noch gar nicht bekannt. Dadurch war unser Ziel, möglichst viele Familien auf bidi.one aufmerksam zu machen. Und ungewöhnliche Situationen wie ein bundesweiter Lockdown erfordern auch außergewöhnliche Marketingmaßnahmen. Deshalb erweiterten wir unsere Zielgruppe um den B2B-Sektor. Denn viele Unternehmen möchten ihren Angestellten mit schulpflichtigen Kindern beim Spagat zwischen Homeoffice und Homeschooling entlasten. Darum kooperiert bidi.one zum Beispiel mit Zalando. Im Rahmen der Corporate Benefits können Angestellte dadurch für ihre Kinder kostenfreie Stunden bei einem professionellen bidi.one Nachhilfelehrer buchen.
Welche geheimen Tipps möchtest du angehenden Gründern geben?
Es ist wichtig sich klarzumachen, dass es bei jeder Gründung schwierige Phasen gibt. Und wenn man dann erstmal drin steckt, lohnt es sich dranzubleiben. Denn egal wie groß ein Rückschlag zu sein scheint, du kannst den Tag hinter dir lassen, dich kurz schütteln und weitermachen. Am nächsten Tag kann das Pendel oft genauso schnell in die andere Richtung ausschlagen. Außerdem lautet mein Motto beim Unternehmensaufbau von bidi.one: Recruiting ist Chefsache. Denn der Erfolg eines Unternehmens hängt von den richtigen Mitarbeitern ab und diese Bereich benötigt sehr viel Aufmerksamkeit. Wer diesen Erfolgsfaktor beachtet, kann sich langfristig Arbeit und Ärger ersparen.
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Über den Autor
Insa Schoppe
Direkt nach dem Abitur entschied sich Insa für ein „Multimedia Production“-Studium in Kiel, danach folgten praktische Erfahrungen in einer Fernsehproduktionsfirma. Anschließend startete sie ein Volontariat in der Redaktion eines Radiounternehmens und wurde als Redakteurin übernommen. Zu ihren Aufgaben gehörten neben der Recherche und Texterstellung auch tägliche Nachrichten sowie die Verantwortung für mehrere Magazine. Im März 2020 wechselte Insa von der Radio-Redaktion in die Online-Redaktion von Gründer.de. Seit März 2022 verantwortet sie als Projektmanagerin die Kongress-Awards, moderiert unsere Online-Kongresse und schreibt weiterhin hin und wieder für das Magazin von Gründer.de.