Interview über Erfolgsstrategien und die größten Gründer-Fehler
Gründer-Geheimnis: Kennenlern-App Meet5 bei über 1.000.000 Nutzern
Featured image: Pressebild Meet5
Inhaltsverzeichnis
- Phase 1: Ideenfindung
- Phase 2: Planung
-
Phase 3: Gründung
- Welche Probleme entstanden in den ersten Monaten nach der Gründung?
- Wie veränderte diese Reise dann die Gruppentreffen-App?
- Warum wurde die App von Crush in Meet5 umbenannt?
- Wie finanzierten Lukas und Kai ihr Startup?
- Wie haben beide das schwierige Themen Steuern bewältigt?
- Welche Fehler würde das Gründerteam von Meet5 heute vermeiden?
- Gibt es insgesamt den idealen Standort für eine Gründung?
- Phase 4: Wachstum
- Das Gründer-Geheimnis von Meet5:
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Am Anfang stellte sich Lukas Reinhardt aus Frankfurt am Main die Frage, wie sich das Kennenlernen in der heutigen Zeit vereinfachen lässt. Und warum viele Menschen immer wochenlang chatten, sich aber am Ende doch nie treffen. Als Antwort auf diese Fragen gründete er 2017 zusammen mit Kai Burghardt und Joao Ferreira ein Social Startup. Zusammen entwickelten sie eine innovative Kennenlern-App, die schließlich in Meet5 umbenannt wurde. Die Nutzer dieser App für Gruppentreffen verbringen dann zum Beispiel einen gemeinsamen Abend in einem Restaurant oder bei anderen Freizeitaktivitäten. Besonders für die Generation40+ ist so ein Möglichkeit wichtig. Seit neuestem bündelt Meet5 die Kräfte gemeinsam mit der App DoSo, die im März 2024 angeschaltet wurde. Die bisherigen Nutzer können nun Meet5 nutzen. Der Nutzerkreis und das Angebot vergrößert sich entsprechend.
Mittlerweile konnte das Startup schon über 1.000.000 Nutzer überzeugen bei ca. 30.000 Treffen pro Monat, zwei Finanzierungsrunden erfolgreich abschließen und ihr Gründerteam auf sechs Personen erweitern. Doch wie fing alles an? Wie schafften es die Gründer, ihr Geschäftskonzept umzusetzen? Und wie funktionieren die Gruppentreffen während der Corona-Pandemie? Wir haben von Lukas und Kai erfahren, warum sie ihr Geschäftskonzept direkt nach dem Start umstellten und welche Herausforderungen sie noch bewältigten.
Phase 1: Ideenfindung
In welchem Moment entstand die Idee für die Kennenlern-App?
Für Lukas und Kai gibt es nicht den einen Moment der Geschäftsidee für Meet5. Denn vielmehr waren es viele kleine frustrierende Momente mit anderen Dating-Apps. Als Beispiel nennt Lukas die Dating-App Tinder: Obwohl man nach einem „Match“ seinen Chat-Partner kennenlernen könnte, schreiben beide stattdessen Tage oder Wochen hin und her. Am Ende findet dann aber doch kein Treffen statt und die Zeit wurde somit umsonst investiert. Deshalb kam Lukas 2017 die Idee, dass sich dieser Frust durch direkte Treffen doch vermeiden lässt. Damit sich die Teilnehmer jedoch wohlfühlen, sollten noch weitere Personen mit dabei sein. Alle könnten sich zum Beispiel bei einem lockeren Abendessen kennenlernen. Dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los, was letztendlich auch für die nächsten Schritte in Richtung Firmengründung sorgte.
Phase 2: Planung
Wie kam das Gründer-Team aus Lukas, Kai und Joao dann zusammen?
Als Lukas wusste, dass er seine Idee von der Kennenlern-App definitiv umsetzen will, machte er sich direkt auf die Suche nach einem Mitgründer. Dafür suchte er zunächst über verschiedene Online-Plattformen und wurde tatsächlich fündig. Mit Kai und Joao hatte er ideale Mitgründer an seiner Seite, die die App technisch umsetzen konnten. Joao hat das Startup zwar mittlerweile wieder verlassen. Für Lukas und Kai steht rückblickend trotzdem fest, dass sich der Erfolg der App nur durch ein funktionierendes Team erreichen ließ. An die gemeinsamen Bierchen nach den ersten Erfolgen denken beide gerne zurück. Deshalb raten sie angehenden Gründern dazu, nie alleine zu gründen und sich im Freundes- und Bekanntenkreis, aber auch online nach Mitgründern umzuschauen.
Welcher nächste Schritt folgte dann auf dem Weg zur Gründung?
Auf dem Weg zur offiziellen Gründung im Mai 2017 vergingen nur wenige Wochen, denn die Gründer erstellten keinen ausführlichen Businessplan, sondern versuchten ihre Geschäftsidee erst einmal direkt umzusetzen. Der Plan war damals, sich zunächst nur auf die Zusammenarbeit mit Restaurants zu konzentrieren. Also fuhr Lukas durch Frankfurt und akquirierte Restaurants, während Kai die erste Version der App programmierte. Damals entschieden sich die Gründer für den App-Namen „Crush“ und organisierten tatsächlich auch die ersten Gruppentreffen. Doch die anfängliche Euphorie wandelte sich plötzlich in Frust um.
Phase 3: Gründung
Welche Probleme entstanden in den ersten Monaten nach der Gründung?
Lukas und Kai müssen rückblickend gestehen, dass sich die eigentlich so simple Idee mit den Restaurant-Kooperationen schnell als Nachteil entpuppte. Denn die Restaurants weigerten sich, die erstellten Rechnungen für die Kooperationen zu bezahlen und somit besaß die frisch gegründete Unternehmergesellschaft im Jahr 2018 keine kontinuierlichen Einnahmen. Für die Gründer war damals klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Es musste sich etwas am Geschäftskonzept ändern, doch einen genauen Plan gab es nicht. Deshalb besuchten Lukas und Kai im Jahr 2018 den Ort, der für seine innovativen Ideen und Startup-Erfolge bekannt ist: das Silicon Valley in San Francisco.
Wie veränderte diese Reise dann die Gruppentreffen-App?
In den Wochen im Silicon Valley wohnten Lukas und Kai in einem Startup-Hostel und trafen sich mit zahlreichen Gründern aus der Kennenlern- und Dating-Branche. Diese Experten rieten ihnen dazu, das Geschäftsmodell komplett zu ändern. Denn anstatt bei den Restaurants Kosten zu berechnen, sollte die App nun als sogenanntes Freemium-Modell funktionieren. Das bedeutet, die Grundversion ist kostenlos und erweiterte Funktionen der App müssen als Premium-Abo von den Nutzern bezahlt werden. Genau so setzten die Gründer diesen Vorschlag um und änderten nach der Reise die Ausrichtung ihrer App Crush, die dann in Meet5 umbenannt wurde.
Warum wurde die App von Crush in Meet5 umbenannt?
Bei dieser Frage stellen Lukas und Kai fest, dass die Namensänderung der App zu einem großen Learning der ersten Gründungsphase gehörte. Denn aus Crush wurde zwar wenig später der Name „Go Crush“, doch beide Namen brachten entscheidende Probleme mit sich. Zum einen existiert eine weltweit erfolgreiche Spiele-App mit dem Namen Candy Crush, weshalb es zu Verwechslungen kam. Andererseits sorgte auch die Schreibweise für Probleme, denn immer wieder wurde die Kennenlern-App als „Go Crash“ oder „Go Crunch“ bezeichnet. Am Ende entstand der Name Meet5, dem englischen Wort für „Treffen“ und der Zahl 5, weil die Nutzer immer mindestens fünf neue Leute kennenlernen. Deshalb ist für die Gründer heute klar, dass ein Firmenname definitiv lange und ausführlich recherchiert werden sollte, damit sich solche Fehler vermeiden lassen.
Wie finanzierten Lukas und Kai ihr Startup?
Zuerst entschieden sich die Gründer alles durch eigene Mittel zu finanzieren. Dann folgte eine erste Finanzierungsrunde durch Investoren, allerdings noch für das ursprüngliche Geschäftsmodell mit den Restaurantprovisionen. Erst sechs Monate vor der zweiten Finanzierungsrunde wechselten sie zum neuen Geschäftsmodell mussten dann in einem Businessplan auch ihre wichtigsten Kennzahlen ermitteln. Gleichzeitig berechneten sie, wie viel ein Nutzer kosten würde und wie hoch dann letztendlich die Premium-Abo-Gebühren ausfallen. Wenn Lukas und Kai zurückdenken, wurde es an diesem Punkt auch zum ersten Mal so richtig ernst. Denn zuvor wollten sie ihr Geschäftsmodell nur testen und hätten nie geglaubt, dass sie es innerhalb weniger Monate so weit schaffen könnten.
Wie haben beide das schwierige Themen Steuern bewältigt?
Die Meet5-Gründer geben zu, dass sich keiner im Gründerteam mit dem Thema Steuern auskannte oder sich näher damit befasst hatte. Deshalb engagierten sie direkt nach der Gründung einen Steuerberater. Denn beide sind sich sicher, dass solche vermeintlich kleinen Aufgaben schnell wertvolle Stunden beanspruchen können. Diese Zeit benötigen Startups an anderen Stellen. Daher ist es ihrer Meinung nach wichtig, direkt Unterstützung zu suchen und sich nicht zu lange mit diesem Thema aufzuhalten.
Welche Fehler würde das Gründerteam von Meet5 heute vermeiden?
Beiden Gründern fällt rückblickend auf, dass die Reise ins Silicon Valley die benötigte Veränderung brachte, weil sie dort mit erfahrenen Experten sprechen konnten. Genau dort sehen sie den eigenen Fehler, nicht direkt mit Experten über ihr Geschäftskonzept gesprochen zu haben. Heute würden sie diesen Fehler vermeiden und direkt erfahrene Gründer aus der eigenen Branche ansprechen bzw. anschreiben. Aber auch die Namensrecherche sorgte im Nachhinein für Probleme. Deshalb raten Lukas und Kai angehenden Gründern mit einer App, ausführlich zu recherchieren und dafür auch die App-Charts mit einzubeziehen.
Gibt es insgesamt den idealen Standort für eine Gründung?
Für Kai ist klar, dass jedes Startup sich einen Standort suchen sollte, der auch ein gutes Netzwerk bietet. In ihrem Fall war Frankfurt eine gute Wahl, da es dort zahlreiche Restaurants und Freizeitmöglichkeiten gibt, die die Gruppentreffen erst möglich machten. Auch Business Angel-Netzwerke sind dort zu finden, die Meet5 dann ebenfalls unterstützten. Generell sollte also jedes Startup die eigenen Bedürfnisse genau kennen und sich dann einen Standort suchen, der genügend Investoren-Netzwerke sowie Gründer-Beratungsangebote bietet.
Phase 4: Wachstum
Mit welcher Strategie wurde Meet5 so erfolgreich?
Eine wichtige Erfolgsstrategie von Meet5 war die genaue Definition der Zielgruppe. Denn zuerst plante das Startup viele Personengruppen als Zielgruppe ein und setzten ihren Fokus verstärkt auf Studenten. Doch schon innerhalb weniger Monate wurde klar, dass sich besonders Nutzer ab 40 Jahren für die App interessierten. Die Studenten standen den realen Treffen nämlich erstmal skeptisch gegenüber. Natürlich gilt weiterhin keine Altersbeschränkung bei der Nutzung, doch die genaue Analyse der Zielgruppe ließ neue Marketingstrategien entstehen, die dann wiederum die Nutzerzahl enorm steigerte.
Wie genau musste Meet5 aufgrund der Corona-Krise angepasst werden?
Bei dieser Frage erinnern sich Lukas und Kai daran, dass sich der erste Corona-Lockdown im Februar zunächst als Katastrophe darstellte. Denn zu dieser Zeit lief es für Meet5 so richtig gut und plötzlich durften keine Treffen mehr stattfinden. Schnell musste das Konzept auf Videotreffen angepasst werden. Als dann ein paar Wochen wieder Gruppentreffen erlaubt waren, erlebte auch Meet5 einen Nutzer-Rekord. Offenbar sehnten sich viele nach Gesellschaft und Freizeitaktivitäten. Doch dann kam der zweite Lockdown und wieder stellte das Startup alles auf die virtuelle Variante um, die aktuell auch nutzbar ist. Die Nutzer können sich somit über Stadt-Land-Fluss per Videochat oder virtuelle Escape Rooms kennenlernen. Allerdings sind sich die Gründer sicher, dass die App ihren Erfolg noch steigern wird, sobald reale Treffen wieder erlaubt sind.
Welche Marketing-Kanäle funktionierten für Meet5 besonders gut?
Da Lukas und Kai bei Meet5 anfangs auf Studenten als Zielgruppe setzten, probierten sie dabei Werbung über Instagram und Snapchat aus. Auch Flyer an Universitäten und Studentenwohnheimen kamen zum Einsatz. Doch diese Maßnahmen führten nicht zum Erfolg. Heute sind die Gründer deshalb auf Facebook Ads und auch Google Adwords umgestiegen. Denn dort lässt sich die Zielgruppe besonders gut bestimmen. Generell ist es also wichtig, zuerst die Zielgruppe zu analysieren und dann mit geringem Budget erste Strategien zu testen.
Welche Gründerprogramme sind besonders sinnvoll?
Die Meet5-Gründer sind Mitglieder des sogenannten Goethe Unibators, einem Inkubator für technologiebasierte Unternehmen aus dem Frankfurter Rhein-Main-Gebiet. Das bedeutet, sie bekommen dort Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und werden von Mentoren begleitet. Für angehende Gründer sind solche Angebote praktisch, denn ohne großes Budget am Anfang reicht das Kapital oftmals nicht aus, um Büroräume zu mieten und gleichzeitig von Experten lernen zu können.
Welche Tipps möchten Lukas und Kai angehenden Gründern geben?
Jeder Gründer sollte laut Lukas und Kai so schnell wie möglich mit einem Experten aus der Branche über die Geschäftsidee sprechen. Denn Geheimhaltung macht wenig Sinn, wenn Experten-Tipps das eigene Geschäftskonzept schneller voranbringen. Dabei können auch ehemalige Gründer aus einer ähnlichen Branche oder staatliche Gründungsberater helfen. Außerdem ist es wichtig, sich nicht zu sehr auf ein Geschäftsmodell festzulegen und flexibel zu bleiben. Denn nur so sind Anpassungen in Krisen-Situationen, bei neuen Finanzierungsformen oder weiteren Zielgruppen überhaupt möglich.
Das Gründer-Geheimnis von Meet5:
Das Gründer-Geheimnis von Meet5 lautet: Testen, Testen, Testen! Versuche so schnell wie möglich dein Produkt auf den Markt zu bringen und die Verkaufschancen zu ermitteln. Auch wenn dein Produkt noch nicht perfekt ist oder nicht ganz deinen Vorstellungen entspricht, ist dieser Schritt entscheidend. Denn nur so bekommst du wertvolles Feedback von deinen potenziellen Kunden und kannst deine Strategie an diese neuen Erkenntnisse anpassen.
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Über den Autor
Lea Minge
Lea machte von Oktober 2022 bis Oktober 2024 ihr Volontariat bei Gründer.de. Sie war für die täglichen News zuständig. Im Bereich Wirtschaft, Startups oder Gründer hat sie den Überblick und berichtete von den neuesten Trends, Entwicklungen oder Schlagzeilen. Auch bei der Sendung “Die Höhle der Löwen” zeigte sie eine wahre Expertise und verfolgte für unsere Leser jede Sendung. Damit kennt sie die wichtigsten DHDL-Startups, -Produkte und Informationen zu den Jurymitgliedern. Daneben hatte sie immer einen Blick auf die neuesten SEO-Trends und -Anforderungen und optimiert fleißig den Content auf Gründer.de. Neue Ideen für Texte blieben da nicht aus. Schon früh interessierte sie sich fürs Schreiben, weshalb sie ein Studium in Germanistik und Kommunikations- und Medienwissenschaft in Düsseldorf absolvierte.