Der Experte im Interview
Kai Gondlach: „KI ist die beste Möglichkeit, den Auswirkungen des Fachkräftemangels zu entkommen“
Featured image: Kai Gondlach
Inhaltsverzeichnis
- Wie tiefgreifend werden die Veränderungen für die Wirtschaft durch KI in den nächsten 10 Jahren werden?
- Welche Branchen und Jobs werden am meisten durch KI beeinflusst werden?
- Welche Chancen gibt es für Unternehmen, die auf KI setzen?
- Wie sollten Unternehmen dabei vorgehen, wenn sie KI in ihre Prozesse integrieren möchten?
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Im exklusiven Interview mit Gründer.de, teilt Kai Gondlach seine Vision für die Zukunft der Wirtschaft: Wie wird sie durch die rasanten Fortschritte im Bereich der Künstliche Intelligenz geformt?
Wie tiefgreifend werden die Veränderungen für die Wirtschaft durch KI in den nächsten 10 Jahren werden?
Künstliche Intelligenz wird zurecht mit der Verbreitung von Elektrizität vor gut 120 Jahren verglichen, weil „sie“ ebenso alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche durchdringen wird. Unternehmen, die in zehn Jahren noch keine KI einsetzen, werden es schwer haben, mit der Geschwindigkeit im Markt mitzuhalten. Viele Tätigkeiten werden an Maschinen bzw. Software delegiert. An vielen Stellen bedeutet das aber nicht, dass die Beschäftigten um ihre Jobs bangen müssen, sondern dass sie sich an die Zusammenarbeit mit „Kollege Roboter“ gewöhnen müssen oder vielmehr dürfen, der ihnen unliebsame, repetitive und eintönige Aufgaben abnimmt. Somit wird Platz für unsere eigenen menschlichen Stärken geschaffen: Kreativität, Empathie, Kommunikation, Andersdenken.
KI ist also einerseits eine langfristig sehr folgenreiche, geradezu mächtige Technologie, oder vielleicht eher ein Bündel unterschiedlichster angewandter Wissenschaften. Andererseits ist es wie bei allen anderen technologischen Entwicklungen auch: Sie können und werden sowohl zum Guten wie zum Schlechten verwendet werden. Daher braucht jeder Mensch Grundlagenwissen in KI – so wie wir alle wissen, dass wir nicht die Finger in die Steckdose stecken sollten.
Welche Branchen und Jobs werden am meisten durch KI beeinflusst werden?
Gibt es dafür eine Einheit? Laut theresanaiforthat.com ist der Job mit dem höchsten KI-Einfluss „Communications Manager“, in den Top 10 taucht aber auch der CEO auf. Es gibt unzählige Jobs und hunderte Branchen, da finde ich es wenig zielführend, auf die Jobs zu wetten, die zuerst verschwinden oder sich am meisten wandeln werden. Spannender finde ich den Blick auf die Potenziale, die KI hinsichtlich der Erhöhung der Produktivität an der Fräse, in der Bäckerei, in der Marketingagentur oder der Bundesregierung entfalten kann.
Anders ausgedrückt werden nicht einfach alte Prozesse mit KI automatisiert oder, wie ich in meinem neuen Buch schreibe, KI-isiert. Denn auch ein schlechter, analoger Prozess, den ich digitalisiere, bleibt ein schlechter Prozess – nur dann eben digital. Stattdessen ist die Kreativität interdisziplinärer Teams gefragt, die machbaren Anwendungsfälle mit KI auf das gesamte Geschäftsmodell oder die Ablauforganisation zu übertragen und dann zu schauen, welche menschlichen Aufgabenbereiche sich daraufhin verändern werden. Die Vermutung liegt nahe, dass kleine und mittlere Unternehmen hier länger brauchen werden als multinationale Unternehmen – das Gegenteil ist der Fall. Die großen Tanker, die in weltumspannenden Hierarchien gefangen sind, haben hier eher das Nachsehen.
Die produzierende Industrie prescht aktuell voran, um einerseits gewinnbringend Effizienz zu steigern oder Ausfälle zu vermeiden – andererseits muss ich auch schlicht effizienter werden angesichts der Nachhaltigkeitsauflagen. KI kann und wird insofern auch eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen.
Welche Chancen gibt es für Unternehmen, die auf KI setzen?
KI ist die beste Möglichkeit, den Auswirkungen des Fachkräftemangels zu entkommen. KI kann, klug eingesetzt, das Personalmanagement revolutionieren und bei der gezielten Ansprache geeigneter High Potentials helfen. KI kann aber auch das Geschäftsmodell erweitern, neue Märkte erschließen, Optimierungspotenziale für Abläufe oder das Kundenmanagement auf eine neue Stufe heben. Last but not least ist es für die vernünftige Arbeit mit KI erforderlich, die Unternehmensorganisation auf eine agilere, trans- und interdisziplinäre Kollaboration umzustellen – und die ist ohnehin nötig in einer Welt, die auch in den nächsten Jahrzehnten von einem gefühlten Dauerkrisenmodus bestimmt werden wird. Insofern werden die Unternehmen, die sich mit KI befassen, zwangsläufig organisatorisch besser aufgestellt sein, praktisch als netter Nebeneffekt.
Wie sollten Unternehmen dabei vorgehen, wenn sie KI in ihre Prozesse integrieren möchten?
Erstens: Nicht von der KI-Technologie her denken („Was können wir mit ChatGPT / generativer KI oder Optimierungsmodellen anfangen?“), sondern vom Anwendungsfall. Welches Problem wollen wir lösen, welches Potenzial heben?
Zweitens: Auf keinen Fall nur die Geschäftsleitung oder den Vorstand mit dem Thema betrauen. KI lebt von der partizipativen Entwicklung, von vielen Eindrücken angefangen bei der Entscheiderebene bis zum Shopfloor. Damit geht oft ein massiver, nicht zu unterschätzender Kulturwandel einher.
Drittens: Vorhandene Kompetenzen systematisch erfassen – ich wette, dass in jedem Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten mindestens eine Person sitzt, die Interesse am Thema hat. Diese muss dann aus- und fortgebildet werden. Das Gute: KI-Programmierung ist nicht die sprichwörtliche Raketenwissenschaft, es gibt zahlreiche sogar kostenlose Angebote.
Viertens: Rechtzeitig die Ressourcenfrage klären. KI ist aufwendig, die Entwicklung von Prototypen geht zwar relativ schnell, aber der Betrieb kann sehr teuer und die Amortisierung langwierig sein. Und dann gibt es viele technische Fragen, die geklärt werden müssen – allen voran die Frage nach den vorhandenen Daten und deren Infrastruktur.
Natürlich gibt es je nach Unternehmen weitere Zwischen- und Folgeschritte, aber diese sind für den Anfang schon ausreichend. Dabei darf eins nicht vergessen werden: KI ist nichts, was man einfach einkauft, und dann läuft es. Damit ist KI wohl doch anders als Elektrizität.
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Über den Autor
Selim Esmen
Affiliate Marketing, Dropshipping oder die neuesten Anlage-Trends – in den Texten von Selim erfahren unsere Leser, wie sie ein Nebeneinkommen aufbauen oder ihr Erspartes vermehren können. Dafür beschäftigt er sich täglich mit den aktuellen Geschehnissen aus der Wirtschaft. Seine Expertise umfasst dabei auch alles rund um Aktien und Kryptowährungen. Der gebürtige Bonner ist insbesondere engagiert, sein Wissen über das dezentrale Finanzwesen und die dahinterliegende Blockchain-Technologie auszubauen. Sein größter Anspruch: Selbst die schwierigsten Finanzthemen für unsere Leser leicht verständlich aufzubereiten.
Bei Gründer.de an Bord ist Selim seit Oktober 2022. In seiner Rolle als Kooperations- und Partnermanager steht er allen Interessenten als Ansprechpartner zu Verfügung, die eine Präsenz auf unserem Portal anstreben. Zuvor studierte er Media and Marketing Management (B.A.) an der Rheinischen Fachhochschule in Köln.