Die Gründerinnen-Kolumne
Du, hier im Clubhouse? Das steckt hinter der Trend-App
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Ich habe eine exklusive Einladung erhalten. Nachdem ich aufgehört habe mich zu fragen, ob Einladungen die Exklusivität nicht immanent ist, klicke ich auf „Annehmen“ und bin in einem neuen Club. Dem Clubhouse. Auf den ersten Blick ist es wie der Whatsapp-Audio-Call im Gruppenchat. Jeder, der auch nur in einer Whatsapp-Gruppe ist, stellt sich an dieser Stelle zu recht die Frage, ob so eine Erfindung die Welt wirklich besser macht.
Der perfekte Instalook ist bei Clubhouse wertlos
Clubhouse ist die App für Leute, die beim ZOOM- oder TEAMS-Call ihre Kamera überklebt haben. Ich muss zugeben, dass ich während mein iPhone neben mir steht und ich der Intro „Welcome the Clubhouse“ lausche, doch darüber nachdenke, was man wohl gerade über meine iPhone-Kamera von mir sehen kann. Ich bin es gewohnt, dass mir mein Telefon hin und wieder, eher zufällig einen unschmeichelhaften Blick in meine Nasenlöcher gibt. Doch scheinbar gibt’s bei Clubhouse wirklich nur die akustische Ebene.
Clubs sind wichtige Gemeinschaften, auch digital
Ich bin ja voll für das Konzept von Clubs. Merkt man auch daran, dass ich und meine Co-Founderin, den Mama Meeting Business Club gegründet haben. Ein Club für berufstätige Mütter. Brauchen die denn einen Club? Ja, tun sie. Denn das Zuhause und auch der Arbeitsplatz erfüllen nicht die Funktionen, die unser Business Club für Mamas möglich macht. Soziologe Ray Oldenburg hat den Begriff des Third Places geprägt. Er meinte damit Orte, neben Arbeitsplatz und Zuhause, deren Ziel die Etablierung und das Aufrechterhalten von Gemeinschaft sind. Denn jeder Raum hat bestimme Regeln, an die wir uns halten. Dinge, die wir nur dort tun und nirgendwo anders, wie z.B. Milch direkt aus der Packung trinken. Im Office ein No-Go, zu Hause die sinnvolle Vermeidung von zusätzlichen Spülaufwand in Form überflüssigen Geschirrs.
Räume sind die Orte an denen Unterhaltungen stattfinden
Wir brauchen für bestimmte Handlungen und Gespräche einfach bestimmte Orte. “Rooms are where conversations take place”, sagt der Typ im Clubhouse-Intro Event und tut dabei so, als hätten die App-Erfinder die Dimension des Raums per se erfunden. Und ich stimme zu, Räume sind Orte an denen Unterhaltungen stattfinden. Doch es geht noch viel weiter, Räume bestimmen das Wer, das Was und das Wie einer Unterhaltung.
L’art pour l’art? Noch ist Clubhouse das Thema Nummer eins in Clubhouse
In den ersten Tagen der App fragen sich die meisten Teilnehmer, wie dieser Club überhaupt funktioniert. Das Clubhouse ist also Hauptthema im Clubhouse. Wer sich dafür interessiert, wie Apps, Datenschutz und Algorithmen funktionieren, der diskutiert mit. Wer über andere Dinge sprechen will, der muss dafür eine eigene Konversation erstellen und es schaffen, dass Menschen in den eigenen Raum kommen. Wer auf dieses Level will, wird automatisch zum Moderator und Ansprechpartner für das gewählte Thema. Doch mit dieser großen Rolle, kommt auch die große Aufgabe, Menschen in den eigenen Raum zu kriegen. Dafür braucht es wieder den Trick, der alles leichter macht: Networking. Wer bereits viele Kontakte in seinem Telefonbuch hat, die Clubhouse auch verwenden, hat auch schnell eine laufende Unterhaltung. Wer mit wenigen bestehenden Kontakten startet, der bleibt mit seinem Thema alleine.
Eine Bühne mit unsichtbarem Publikum
Das wirklich erschreckende am Bühnenformat von Clubhouse ist jedoch, es gibt keine Gruppenresonanz. Nicht nur die Gesichter der Menschen, mit denen man spricht, fehlen in diesem Moment, sondern auch das Lachen, Klatschen oder Buhen einer Gruppe. Man hört nur immer den Nächsten, der dran ist, stellvertretend für ein lauschendes Kollektiv. Und es gibt keine Aufzeichnung. Wer nicht Live dabei, verpasst ALLES.
Das alte Prinzip des „Wer kennt wen?“
Während ich diese Kolumne schreibe und dem Clubhouse lausche, bekomme ich eine Nachricht von einer Freundin: „Bin jetzt auf Clubhouse. Krass, wer sich da alles schon rumtreibt!“ Und das ist der Schlüssel zu diesem neuen Wunder. In einer Zeit, in der wir uns nicht mehr zufällig im Restaurant oder eben „Club“ über den Weg laufen, gibt es nun digital die Erfahrung von: „Was, Du auch hier? Wir haben uns ja ewig nicht gesehen!“ Ob daraus Unterhaltungen werden können, die uns wirklich bereichern und die Chance bieten neues zu Lernen oder ob es beim kurzweiligen „Hey, cool, dass wir uns mal wieder gesehen haben“ bleibt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
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Über den Autor
Juliane Schreiber
Juliane Schreiber gründete 2018 das Startup Mama Meeting und lernte dabei nicht nur viel über’s Gründen, sondern auch darüber, wie es ist sich als Female Entrepreneur in Start-Up- und Geschäftswelt behaupten zu müssen. Zuvor war sie in leitender Position an der Universität zu Köln tätig, verantwortete den Oberbürgermeisterwahlkampf 2014 für die SPD in Düsseldorf, bloggte und veröffentlichte Bücher rund um Digitalisierung und Beziehungen. Bei TV- und Printredaktionen, sowie in Agenturen in Deutschland und Dubai lernte sie das journalistische Handwerk. Ihre Gründerinnen-Kolumne erscheint wöchentlich auf Gründer.de.
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