Interview über die Gründung eines regionalen Startups
Gründer-Geheimnis: Lokale Produkte aus dem VeedelMat
Inhaltsverzeichnis
- Phase 1: Ideenfindung
- Phase 2: Planung
-
Phase 3: Gründung
- Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in diesem Bereich neue Konzepte entwickeln?
- Inwiefern könnte ein VeedelMat auch in Betrieben Anwendung finden?
- Wie sieht die Zukunft von Automaten aus?
- Das Business des VeedelMats basiert auch auf verschiedenen Werten. Inwiefern ist euch das wichtig?
- Welche Fehler habt ihr mit VeedelMat gemacht?
- Phase 4: Wachstum
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Bei einem Spaziergang durch Köln stößt man neuerdings unterwegs auf dieses Startup, denn bunte Sticker auf dem Boden leiten zu einem Automaten der besonderen Art: dem VeedelMat. Lust auf regionale Snacks, Getränke oder andere Produkte des alltäglichen Bedarfs? In diesem Automaten wird jeder fündig. Dabei arbeiten die Gründer Joshua Klinkau und Patrick Tyralla vor allem mit regionalen Marken wie Hafervoll, H2O Cologne, Lilamonade, Lömmelömm oder Opa Alfi’s Eistee zusammen.
Die Zukunft des VeedelMats sieht gut aus, auch weitere Produkte wie ein smart fridge Modell für Unternehmen und ihre Mitarbeiter ist in Planung. Welche Herausforderungen die Gründer beim Start bewältigen mussten und welche Tipps sie für andere haben, erfährst du im Gründer-Geheimnis.
Phase 1: Ideenfindung
Wie entstand die Idee vom VeedelMat?
Wir sind beide getrennt voneinander mehr oder weniger gleichzeitig über die potenzielle Geschäftsidee „gestolpert“. Während Patrick eher zufällig in einem Video von vending machines und deren Potenzial erfahren hat, ist Joshua bei der Planung einer anderen Geschäftsidee – der Eröffnung eines Reisemobilhafens – auf das Thema gestoßen, als es darum ging, wie man ohne Personal die Versorgung vor Ort gestalten könnte. Das war im April 2022, als Joshua noch mit seinem Wohnmobil in Portugal unterwegs und Patrick mit seinem Studium beschäftigt war. Wir waren von der Idee begeistert und haben uns dann kurzerhand dazu entschieden, mit dieser Idee in die Selbstständigkeit zu starten.
Wie lief die Namensfindung ab und warum habt ihr euch für “VeedelMat” entschieden?
Uns wurde schnell klar: Wenn wir in die Automatenbranche einsteigen, dann mit einem aussagekräftigen Konzept. So haben wir uns schnell damit angefreundet, ein möglichst lokales und hochwertiges Sortiment zu entwickeln, einen gemeinnützigen Gedanken zu integrieren und das Konzept so optimal auf unsere Wahlheimat Köln auszurichten. Da kam uns schnell die Idee in den Sinn, den kölschen Begriff Veedel für Stadtteil/ Viertel mit dem Wort Automat zu kombinieren. VeedelMat war geboren.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich bei VeedelMat um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Wir haben uns viel über Quellen im Internet informiert und sind anfallende Kosten und potenzielle Risiken, aber auch die Chancen und verschiedene Umsatzsimulationen durchgegangen. Fakt ist: Das Betreiben eines Verkaufsautomaten ist vergleichsweise günstig, da große Kostenblöcke wie Miete und Personal, aber auch Energie im Vergleich zu Mitbewerbern (z.B. Kiosk) geringer ausfallen. Damit geht jedoch gleichzeitig einher, dass man im Angebot vergleichsweise begrenzt ist. Zudem kommt die Tatsache, dass der Verkaufsautomat rund um die Uhr genutzt werden kann und der Verkauf – zumindest im Outdoor-Bereich – nicht an Öffnungszeiten gebunden ist. Gerade in einer belebten Großstadt wie Köln ist dieser Faktor nicht zu unterschätzen.
Phase 2: Planung
Wie habt ihr euch informiert und wie seid ihr dann mit VeedelMat gestartet?
Wir konnten uns dank Internet viele Informationen selbst zusammentragen und daraus unsere Schlüsse ziehen. Dennoch hatten wir eine Menge Fragezeichen, sowohl was Verkaufsautomaten an sich angeht als auch das Thema Gründung. Schnell haben wir das Angebot der IHK Köln und der Wirtschaftsförderung Köln in Anspruch genommen, wo uns viel Expertise und Unterstützung geboten wurde. Das hat uns immens geholfen, die richtigen Schritte zur richtigen Zeit zu gehen und vor allem nichts Elementares zu vergessen. Parallel dazu standen wir im engen Austausch mit unserem erfahrenen Automatenhändler, der uns bestens unterstützt hat. Zusätzlich haben wir aus dem Familien- und Bekanntenkreis diverse Tipps bekommen.
Wie habt ihr den Businessplan erstellt?
Den Businessplan haben wir mithilfe des Gründertools und einer Vorlage der IHK Köln erstellt. Für die Marktanalyse haben wir neben unseren persönlichen Erfahrungen vor allem das Internet zur Recherche genutzt. Hier sollte man gründlich arbeiten, um das Potenzial der eigenen Geschäftsidee vernünftig einordnen zu können. Die Finanzbedarfsplanung ist Teil des IHK-Gründertools und Herzstück eines jeden Businessplans. Hier darf man keineswegs zu optimistisch sein. Wenn man viel zu hohe Umsätze prognostiziert, kann das Kartenhaus schnell zusammen fallen, wenn die Realität einen einholt. Wir haben sehr viel über mögliche Umsatz-Szenarien diskutiert und uns Rat von verschiedenen Seiten eingeholt. Das war viel wert.
Welche Tipps habt ihr für die Auswahl des Gründerteams?
Das Gründerteam setzt sich in unserem Fall aus Patrick, der im Bereich Soziale Arbeit studiert, und Joshua als Wirtschaftsfachwirt zusammen. Wir sind mittlerweile seit über 12 Jahren sehr gute Freunde und haben schon so einiges zusammen erlebt. Ein gutes Verhältnis ist für die Zusammenarbeit unabdingbar, damit Unstimmigkeiten gar nicht erst auftreten bzw. diese zügig besprochen werden und aus der Welt geschafft werden. Neben den nötigen Qualifikationen ist vor allem der Wille, sich weiterzubilden und persönliche Schwachstellen auszumerzen, für die Selbstständigkeit extrem wichtig. Ein gutes, sich ergänzendes Team hilft dabei enorm.
Welche Schritte standen noch an, bis die Plattform online ging?
Neben der Gewerbeanmeldung mussten wir uns um die Finanzierung, Lagerräume, Automatendesign, Anbindung an Zahlungsdienstleister und vor allem passende Standorte bemühen. Die Zusammenstellung des Sortiments hat auch viel Zeit in Anspruch genommen, da wir nicht mit einem großen Lieferanten, sondern mit vielen klein- und mittelständischen Produzenten zusammenarbeiten und wir für ein vollwertiges Sortiment viel hin und her probieren mussten. Dazu kommen unzählige Aufgaben, die zwischendurch anfallen und einfach erledigt werden müssen. Nachdem alles Elementare finalisiert war, haben wir uns der Webseite gewidmet. Hier hatten wir professionelle Unterstützung aus dem Freundeskreis, sodass die Erstellung sehr schnell ging.
Phase 3: Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in diesem Bereich neue Konzepte entwickeln?
Die Automatenbranche existiert bereits seit den 1870er-Jahren und ein Ende ist nicht in Sicht. Warum auch? Damals wie heute können Verkaufsautomaten die wichtige Aufgabe der Nahversorgung übernehmen. Sei es auf belebten öffentlichen Plätzen für die Unterwegsversorger, in ländlichen Regionen wo unrentable Supermärkte reihenweise schließen oder in Betrieben als Mitarbeiter- und Gästeverpflegung. Der Wunsch nach Versorgungssicherheit auf der einen, Flexibilität und Einfachheit auf der anderen Seite wird immer größer und der Verkaufsautomat erfüllt genau diese Punkte: er befriedigt die menschlichen Bedürfnisse unkompliziert zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Inwiefern könnte ein VeedelMat auch in Betrieben Anwendung finden?
Die Vorteile einer Nahversorgungsmöglichkeit in Form eines Warenautomaten direkt vor Ort liegt eigentlich auf der Hand: Mitarbeiter müssen ihre kostbare Pausenzeit nicht mehr dafür aufbringen, zum nächsten Kiosk oder Supermarkt – sofern in akzeptabler Nähe – zu laufen, sondern können sich jederzeit entspannt vor Ort versorgen und die gewonnene Zeit anderweitig nutzen. So ein Angebot wertet den Standort an sich enorm auf und sorgt für zufriedenere Mitarbeiter. Gleichzeitig benötigt man zur Aufstellung nur rund 1m² sowie einen haushaltsüblichen Stromanschluss, was den Automaten so flexibel einsetzbar macht. Er kann bestehende Infrastruktur nutzen, es werden keine zusätzlichen Räumlichkeiten oder andere etwaige Investitionen, z.B. für eine Kantine oder ähnliches benötigt. Win/Win für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
Wie sieht die Zukunft von Automaten aus?
In Zukunft – das zeigen die Entwicklungen – werden immer modernere Lösungen für die Nahversorgung Einzug im Indoor-Bereich finden. So bieten wir selbst ab Dezember 2022 mit dem VeedelMat smart fridge die nächste Generation der professionellen Mitarbeiter- und Gästeverpflegung im Indoor-Bereich an. Der VeedelMat smart fridge ist mit modernster Technik ausgestattet und lässt sich in der Praxis so schnell & unkompliziert wie der eigene Kühlschrank zu Hause bedienen. Nach simpler Freischaltung per Prepaid-Mitarbeiterkarte oder giro- bzw. Kreditkarte lässt sich die Kühlschranktür öffnen und der Kunde kann sich frei bedienen. Sobald alle gewünschten Produkte entnommen wurden, kann man die Tür einfach wieder schließen und gehen – der VeedelMat smart fridge erkennt alle entnommenen Produkte und leitet die bargeldlose Zahlung automatisch ein. So lässt sich neben hochwertigen Snacks & Drinks auch Convenience Food anbieten, sodass man eine Vollverpflegung der Mitarbeiter realisieren kann. Gerade für Unternehmen, für die eine eigene Kantine unrentabel wäre bzw. für größere Unternehmen, die alle Mitarbeiter erreichen wollen bietet dieses futuristische Angebot eine smarte Nahversorgungslösung.
Das Business des VeedelMats basiert auch auf verschiedenen Werten. Inwiefern ist euch das wichtig?
Ob der VeedelMat im Outdoor-Bereich für Unterwegsversorger oder im Indoor-Bereich eingesetzt wird: uns sind drei Dinge ganz wichtig, die uns gleichzeitig bisher von den allermeisten Automatenaufstellern unterscheiden: Lokalität, Qualität und Gemeinnützigkeit. Diese drei Oberpunkte bilden das Fundament, auf dem unsere Arbeit fußt. Hier wünschen wir uns natürlich, dass auch andere Mitstreiter Konzepte in diese Richtung entwickeln und die Nahversorgung attraktiver & nachhaltiger wird.
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Welche Fehler habt ihr mit VeedelMat gemacht?
Im Rückblick betrachtet war unser größter Fehler die frühzeitige Bestellung von direkt vier Verkaufsautomaten. Und das, obwohl wir noch keine passenden Standorte dafür hatten. Das war einfach zu voreilig. Arbeiten unter Druck mag für viele ein Erfolgsrezept sein, aber wenn es um passende, qualitative Standorte geht, muss man schon ausreichend Zeit mitbringen. Vor allem wenn man erst wenig Praxiserfahrung besitzt und diese gerade erst sammelt. Zum Glück hatten wir bereits ein gutes Verhältnis zu unserem Händler aufgebaut und konnten die Bestellung auf vorerst zwei Automaten reduzieren, mit denen wir bis dato sehr gute Erfahrungen sammeln konnten. Außerdem gilt: Qualität vor Quantität. Lieber weniger, dafür umsatzstarke Automaten als ein Heer an Maschinen, die wenig lukrativ sind, weil am falschen Standort. Dafür sind Aufwand und Investitionskosten einfach zu hoch.
Phase 4: Wachstum
Was macht VeedelMat so besonders?
Zum einen sind wir die einzigen Betreiber von Snackautomaten im Outdoor-Bereich in Köln & Umgebung. Die meisten Verkaufsautomaten findet man in Bahnhöfen, Flughäfen etc., aber nicht an frequentierten Plätzen im öffentlichen Bereich. Zum anderen sticht der VeedelMat durch sein einmaliges Konzept heraus. Wir verfolgen einen lokalen und sozialen Ansatz, perfekt zugeschnitten für Köln. Der VeedelMat – ob indoor oder outdoor – vereint die verschiedensten Erfrischungsgetränke und Snacks aller lokaler Hersteller in einem Sortiment. Das Angebot wird durch die hochwertigen Produkte ausgewählter Produzenten komplettiert und kann beim VeedelMat smart fridge je nach Kundenwunsch um Convenience Food – ebenfalls lokal zubereitet – ergänzt werden. So schaffen wir ein niveauvolles Nahversorgungsangebot mit Charakter.
Auch soziale Aspekte sind euch sehr wichtig, wie setzt ihr diesen Gedanken um?
Mit jedem Kauf sammeln wir Fördergelder, mit denen wir monatlich lokale Sozialprojekte unterstützen. Auf diese Weise wird jeder Nutzer automatisch zum Unterstützer und der eigene Konsum hilft Bedürftigen. Gutes tun kann so einfach sein! Durch dieses bis dato einmalige Konzept fungiert der VeedelMat als Bindeglied zwischen lokalen Konsumenten, lokalen Produzenten und lokalen Sozialprojekten. Aus Köln für Köln.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr mit VeedelMat bisher genutzt?
Einen Account auf Facebook und Instagram haben wir natürlich. Da wir aber „offline“, also direkt vor Ort Aufmerksamkeit auf den VeedelMat lenken müssen, sind wir vor allem mit Plakaten und Asphaltaufklebern, die den Weg zum VeedelMat weisen, aktiv geworden. Das hat beides sehr gut funktioniert, vor allem die Asphaltaufkleber, da diese Art von Werbung sehr außergewöhnlich ist und man die Aufkleber schnell wahrnimmt.
Welche geheimen Tipps möchtet ihr angehenden Gründern geben?
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Man sollte immer einen Plan B in der Tasche haben und am besten alles so planen und überwachen, dass gar kein Grund für eben diesen Alternativplan besteht. Das ist leichter gesagt als getan, gibt es doch immer diverse Außeneinflüsse, die man wenig bis gar nicht beeinflussen kann. Hier hilft es, flexibel zu sein und sich rasch den Gegebenheiten anpassen zu können. Außerdem neigt der Mensch dazu, seine Fähigkeiten zu überschätzen bzw. die anfallenden Herausforderungen zu unterschätzen. Hier hilft ein starkes Team und Umfeld, das einen unterstützen kann, wenn es mal zu viel wird. Gemeinsam kommt man immer weiter.
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.