Die Gründerin im Interview
Gründer-Geheimnis keleya: Für Schwangerschaft, Wochenbett und das erste Jahr mit Baby
Inhaltsverzeichnis
- Phase 1 – Ideenfindung
- Phase 2 – Planung
- Phase 3 – Gründung
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Phase 4 – Wachstum
- Was macht keleya so besonders? Beschreibe bitte eure einzigartige Strategie bzw. das Alleinstellungsmerkmal.
- Ihr habt eine weitere Plattform, nämlich ammely. Was hat es damit auf sich?
- Welche Marketing-Kanäle habt ihr bisher genutzt? Beschreibe bitte, was besonders gut funktioniert hat.
- Welche geheimen Tipps kannst du angehenden Gründern geben? Auch bezogen auf Erfolgsstrategien in schwierigen Phasen.
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Wo finde ich eine Hebamme? Welche Ernährungshinweise muss ich als Schwangere beachten? Wie starte ich mit der Rückbildung? Diese Fragen und viele mehr tauchen in den verschiedensten Phasen der Schwangerschaft, Stillzeit und Rückbildung auf. Die Gründerin Victoria Engelhardt möchte Frauen in dieser Zeit Halt geben und hat daher ihr Unternehmen keleya gegründet. Neben einer klassischen Online-Plattform gibt es heute auch zwei Apps – eine für während und eine für nach der Schwangerschaft. Ein weiteres Highlight: ammely, die größte Hebammen-Plattform in Deutschland. Es bietet die ideale Abrundung des Geschäftsmodells.
2017 wurde das Unternehmen gegründet, heute hat es bereits zahlreiche Meilensteine erreicht. So kooperiert das Startup exklusiv mit dem Deutschen Hebammenverband, bietet die Möglichkeit, die Kosten von über 30 Krankenkassen übernehmen zu lassen und versammelt 40 Prozent aller freiberuflichen Hebammen auf ammely. Im Interview hat uns Gründerin Victoria ihre Geschichte erzählt.
Phase 1 – Ideenfindung
Wie genau entstand die Geschäftsidee für keleya?
Eigentlich wollte ich einen PhD machen. Doch dann habe ich zum einen gemerkt, dass ich Dinge voranbringen will und die Welt verändern möchte – und nicht einsam und alleine eine Doktor-Arbeit schreiben möchte. Zum anderen habe ich gesehen, als eine gute Freundin von mir schwanger wurde, was es bedeutet, auf einmal vor einem Berg Fragen zu stehen und mit so vielen Problemen konfrontiert zu sein: keine Hebamme zu finden, keinen Platz im Geburtsvorbereitungskurs, viele offene Fragen. Zusätzlich habe ich auch mitbekommen, wie viele schlechte oder sogar falsche Informationen im Internet zu finden sind. Was gerade bei einem solch heiklen Thema und in einer Situation, in der sich Menschen vielleicht auch erstmal noch nicht mit anderen im Umfeld austauschen möchten, doppelt gefährlich ist. Außerdem gab es Sabine Kroh, die damals mit call-a-midwife eine neue und total disruptive Idee entwickelt hat. Vor allem, weil ich mich schon immer für Frauenthemen und Unterstützung für Frauen interessiert habe, fand ich das super. All diese Gedanken haben dann dazu geführt, dass ich mich intensiv mit dem Bereich Schwangerschaft, Frauengesundheit und Hebammenversorgung beschäftigt habe. Und daraus ist dann keleya und später ammely entstanden.
Wie lief die Namensfindung ab? Warum hast du dich für “keleya” entschieden?
Wir hatten damals „Fertility/Goddesses“ gegooglet – da kam ein ähnlicher Name auf, dann haben wir lediglich die Vokale getauscht und der Name blieb – obwohl er nur als „MVP Projekt-Name“ geplant war. Denn Frauen mochten den Namen. Wir sind bis heute ziemlich happy über den Namen, er ist irgendwie wohlklingend und doch einzigartig.
Wann hast du erkannt, dass es sich um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Direkt zu Beginn war klar, dass schwangere Frauen eine spannende Zielgruppe sind – selten im Leben muss man so viele Kaufentscheidungen treffen und Geld ausgeben wie zur Schwangerschaft und fühlt sich gleichzeitig so unwissend. Zusätzlich haben wir eine große Lücke in der Versorgung gesehen und gemerkt, dass im Bereich Frauengesundheit noch viel zu tun ist.
Phase 2 – Planung
Wie hast du dich bei der Planung unterstützen lassen?
Meine wichtigste Quelle, um an Informationen zu kommen, waren Gespräche mit anderen Gründern, die schon weiter sind, zu führen. Ich habe mich zum Beispiel mit ihnen zum Lunch getroffen oder andere Veranstaltungen fürs Vernetzen genutzt. Sich alles durch Recherchen und Lesen anzueignen, würde viel zu lange dauern. Umgedreht ist es dann auch total normal, wenn man später das gleiche dann an jüngere GründerInnen zurück gibt. Daraus ergibt sich ein schöner Kreislauf.
Wie hast du den Businessplan für keleya erstellt?
Beim Thema Marktanalyse gibt es zig Herangehensweisen – gut ist, wenn man beides, Top-Down und Bottom-up anwendet. Also einmal makroökonomische Zahlen anschauen (wie viele Personen sind p.a. schwanger, etc.) aber auch umgedreht pro Person überlegt, ok, wie häufig geht sie zur Hebamme, was gibt sie aus, etc. Bei der Erstellung des Finanzplans ist ebenfalls wichtig: alle Hypothesen und Annahmen versuchen so gut wie möglich zu verifizieren. Hier helfen online Stats, aber auch Gespräche mit anderen Gründern. Wichtig ist dann immer noch mal der Sanity-Check, ob die Umsatzzahlen auch realistisch sind im Vergleich zum Gesamtmarkt (siehe Marktanalyse). Es ist fundamental wichtig, das eigene Bauchgefühl und die subjektiven Eindrücke anderer Leute mit objektiven Zahlen zu stützen oder sich klar vor Augen zu führen, wo die eigene Idee an ihre Grenzen stößt oder vielleicht auch einfach nur noch nicht zu Ende gedacht ist.
Was sollte man beim Gründerteam beachten?
Beim Gründerteam ist aus meiner Sicht wichtig, dass komplementäre Fähigkeiten an einem Strang ziehen und man verschiedene Bereiche an Erfahrung abdeckt. Drei BWLer sind nicht unbedingt hilfreich. Aber vor allem ist wichtig, dass alle das selbe Werte-Konstrukt haben. Aus meiner Sicht ist dies das Wichtigste für eine langfristig gute Zusammenarbeit – denn über das Geschäftliche lässt sich konstruktiv diskutieren, wenn die Meinungen auseinander gehen, doch bei den Grundwerten, auf denen man sein Business aufbaut, sollte es keine Diskrepanzen geben.
Welche Schritte standen noch an, bis die Plattform keleya online ging?
Im ersten Schritt haben wir tatsächlich mit Low-Tech Angeboten versucht, unsere Hypothesen zu testen. Heißt: Wir haben Software, mit der man ohne Entwickler Landingpages bauen kann, erste Tests live gestellt und so unsere ersten Testkunden gewonnen und damit auch erste Nutzer Interviews durchführen können. Zum anderen war bei unserem Business schnell klar, dass wir ohne externe Finanzierung nicht weit kommen. Damals 2017 war die Entwicklung von Video-Content noch ungleich teurer als heute und mit hohen Kosten verbunden. Deshalb war es für uns essentiell, externes Geld durch VC-Finanzierung zu erhalten. Um das zu bekommen, war natürlich wichtig, dass wir bereits erste Hypothesen erfolgreich testen konnten und zum anderen bereits ein solides Gründerteam stand.
Phase 3 – Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum sollten angehende Gründer in dem Bereich neue Konzepte entwickeln?
FemTech/Womens Health als Bereich ist generell gerade sehr stark am wachsen. Endlich hat man gemerkt, dass 50 Prozent der Bevölkerung Frauen sind! Und Lösungen, die meistens für Männer bzw. auf Basis vor allem bei Männern erhobener Daten für die Allgemeinheit entwickelt wurden, gerade im Health Bereich eben nicht einfach so 1:1 auch für Frauen nutzbar sind. Hier ist noch viel Luft nach oben, aber die letzten fünf Jahre waren spannend und es ist bereits viel passiert. Aber da ist noch viel Platz und Potential für jede Menge andere toller Ideen, die Frauen in den Fokus stellen.
Beim Gründen läuft nicht immer alles glatt: Welche Fehler hast du gemacht?
Viele! Zahlreiche Fettnäpfchen warten bei Pitches und im Kontakt mit Investoren. Hier gibt es, gerade am Anfang, eine wahnsinnige Wissensasymmetrie, da Investoren das ja täglich machen, und wir als Gründer meist zum ersten Mal. Da lief beim Pitchen viel falsch, gerade weil ich eine sehr ehrliche Person bin und man eben nicht zu ehrlich mit den Schwächen umgehen darf. Das soll natürlich nicht heißen, dass Gründer im Pitch lügen sollen, dass sich die Balken biegen, aber man sollte eben auch nicht von jeder Schwäche erzählen, sondern durchaus deutlich auf die Stärken setzen. Gründer sollten deswegen ruhig vorab die Pitches und vor allem die unangenehmen Rückfragen üben, um souverän damit umzugehen und sich entsprechende Antworten zurechtzulegen.
Phase 4 – Wachstum
Was macht keleya so besonders? Beschreibe bitte eure einzigartige Strategie bzw. das Alleinstellungsmerkmal.
Auf sich allein gestellt während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett – diese Sorge wollen wir allen werdenden Mamas nehmen und gründeten deshalb die digitale Plattform keleya – ein individualisierter Online-Coach für Schwangere und Mamas mit Ernährungs- und Workout-Plänen sowie Gesundheitsinformationen von hoch qualifizierten Experten und Expertinnen. Neben Infos passend zum Fortschritt der Schwangerschaft finden regelmäßig Live Sessions zu unterschiedlichen Themen statt und es gibt spezielle Kurs-Formate zur Vorbereitung auf die Geburt sowie für die Zeit nach der Geburt. Für die Zeit nach der Geburt wurde die keleya Mama App gelauncht, die u.a. einen Rückbildungskurs beinhaltet. Dieser Kurs sowie der Premium Zugang zum erweiterten Content Angebot wird von vielen Krankenkassen erstattet.
Ihr habt eine weitere Plattform, nämlich ammely. Was hat es damit auf sich?
Mit ammely, der mittlerweile größten Hebammen-Plattform in Deutschland, wird das Maternity-Care-Angebot abgerundet. Als exklusiver Partner des Deutschen Hebammenverbands (DHV) hebt ammely die Hebammensuche auf ein ganz neues Level. Frauen können gezielt in ihrem Wohngebiet nach Hebammen suchen, die noch freie Kapazitäten haben, während Hebammen sich die Flut an Mails ersparen, um Frauen abzusagen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit über ammely Videoberatungen zu buchen: kurzfristig, deutschlandweit und kostenfrei, da direkt mit den Krankenkassen abgerechnet wird.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr bisher genutzt? Beschreibe bitte, was besonders gut funktioniert hat.
Wir haben auf einen eher breiten Mix gesetzt und haben neben den klassischen Kanälen noch ein paar Besonderheiten. Besonders gut für uns sind unsere Kassen-Partner, die uns proaktiv bewerben. Das hilft sehr, weil sie natürlich besonders vertrauensvoll sind und dadurch die Nutzerinnen schon wohlwollend zu uns kommen und nicht mehr grundsätzlich in Frage gestellt wird, ob unser Angebot qualitativ hochwertig ist oder nicht. Aber zunehmend helfen uns auch Gynäkologen und Gynäkologinnen, die von uns hören und unsere Angebote aktiv bewerben. Aber sonst nutzen wir auch ASO, SEO, Google-Ads, FB (aber das ist eher teuer).
Welche geheimen Tipps kannst du angehenden Gründern geben? Auch bezogen auf Erfolgsstrategien in schwierigen Phasen.
Was mir geholfen hat, ist die Haltung „go with the flow“. Es ergeben sich am Ende die Dinge immer per Zufall. Man sollte auf sein Bauchgefühl vertrauen – das hätte ich früher auch nicht gedacht. Als ich den Bachelor der Uni Mannheim, einer Top Uni in BWL, abgeschlossen hatte, dachte ich: Jetzt kann ich doch nicht arbeiten, jetzt muss ich einen tollen Master machen. Aber warum? Nur weil das irgendjemand erwartet? Auch wenn ich merke, dass ich das nicht will und ich auf etwas anderes Lust habe? Ich denke, man sollte immer dem folgen, was gut für einen ist.
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.