Die Gründung eines nachhaltigen Startups
Gründer-Geheimnis 4 people who care: Handgemachte Naturkosmetik
Featured image: 4 people who care
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Über 250.000 Quadratmeter Blühwiese in Deutschland konnten die Gründer von 4 people who care bereits spenden. Umgerechnet sind das 60.000 Euro, die in Artenvielfaltsprojekte geflossen sind. Nach kurzer Zeit konnten die vier Gründer Benno Hinrichsmeyer, Fritz Hinrichsmeyer, Lennart Johnsen und Marc Seipel sich bereits selbst anstellen und bezahlen. Die Produkte findet man heute in vielen Bio-Märkten vor Ort. Dazu zählen Alnatura, Bio Company und auch Manufactum.
Was mit einer Klettercreme begann, ist heute eine vielfältige Produktpalette aus Sonnencreme, Lippenpflege, After Sun und vielem mehr. Dabei kommen die Produkte ganz ohne Plastik aus und werden in Hamburg handgemacht. Wie die Gründer ihr Startup aufgebaut haben, erfährst du im Gründer-Geheimnis.
Phase 1: Ideenfindung
Wie entstand die Idee von 4 people who care?
Die Geschäftsidee hatte Benno, der vor dem Gründen als Klettertrainer, Routenbauer und Sporttherapeut immer mit kaputten Fingern und rauen Händen zu kämpfen hatte. Schließlich hat er sich, nachdem er mit den alternativen Cremes und deren Inhaltsstoffen nicht zufrieden war, seine eigene Creme in der damaligen WG-Küche zusammengemischt. Diese wurde schnell Freunden zum Testen vorgestellt und die Idee und Wirkung stieß auch bei seinem Bruder Fritz und Freund Marc auf Begeisterung und der Folge-Idee: Die Creme als nachhaltigste Kletter- und Handcreme auf den Markt zu bringen und einen profitunabhängigen Impact-Gedanken einzubauen, der den Erhalt der Artenvielfalt pro verkauftem Produkt fördert, und zwar als regionale Blühwiesenprojekte.
Warum habt ihr euch für den Namen “4 people who care” entschieden?
Nach unserem ersten Namen Daumenschmaus (gleicher Name wie unsere erste Creme) brauchten wir einen übergeordneten Markennamen. So entstand der zweideutige Markenname 4 people who care, den Fritz einbrachte. Er verbindet im Englischen, was wir machen „Care Produkte“ und spricht die Menschen an, die sich „um etwas kümmern und Gedanken machen“. Da unser Gründungsteam aus vier Personen besteht, die sich ebenfalls über Impact und gesellschaftlichen Mehrwert (in diesem Fall ökologischen) Gedanken machen, war der Name gefunden und auf mehreren Ebenen passend.
Wie habt ihr erkannt, dass es sich bei 4 people who care um ein lukratives Geschäftsmodell handelt?
Lukrativ und profitabel sind wir noch nicht. Am Anfang war das Projekt von Spaß und Ausprobieren geprägt und lief neben der eigentlichen Arbeit, hauptsächlich am Wochenende und abends. Dass es sich um einen funktionierenden Business Case handelt, haben wir vor allem nach den ersten positiven Rückmeldungen zu unserer Creme aus dem Fachhandel gemerkt. So war es an der Zeit, die Idee größer zu denken. Nachdem wir dazu in Unverpackt-Läden zu finden waren und auch hier das Feedback durchweg positiv war, haben wir sukzessive alles auf eine Karte gesetzt und uns ab Oktober 2020 auf den Aufbau von 4 people who care als Marke für Naturkosmetik mit einem breiteren Sortiment – immer ganz nach unserem ökologischem Anspruch – konzentriert.
Phase 2: Planung
Wie habt ihr euch informiert und wie seid ihr dann mit 4 people who care gestartet?
Durch Kontakte aus den vorherigen Jobs – Hydrophil bei Marc und Avocadostore bei Fritz – sowie dem Yooweedoo Netzwerk der Uni Kiel war es möglich, erste kleine Förderungen zu bekommen und damit die Rohstoffe und Werkzeuge für einen offiziellen Testlauf als GbR zu starten. Gründungscamps, Workshops und der Austausch mit Professor*Innen waren ebenfalls eine große Hilfe. Unser Tipp: Sprecht mit fast allen und jeden über eure Idee. Es hilft immer und keiner kann euch die Idee „klauen“. Und ihr seid schon gedanklich weit voraus.
Wie habt ihr den Businessplan erstellt?
In einem ersten Schritt haben wir uns andere Unternehmen aus der Branche angeschaut und viele statistische Daten studiert. Daraus hat sich unsere Marktanalyse ergeben. Für den Finanzplan haben wir viel mit anderen Unternehmen gesprochen und unsere Zahlen aus dem 1. Jahr seit Gründung genutzt, um einen soliden Plan aufzustellen. Unser Gründerteam besteht aus 4 Freunden und wir teilen uns die verschiedenen Bereiche perfekt auf. So kann z.B. Fritz seine Kenntnisse im Marketing voll ausschöpfen, Benno kümmert sich um den Einkauf, die Produktion und den Vertrieb und Lennart konnte sich auf die Zahlen konzentrieren und hat in Absprache mit den anderen den Businessplan erstellt.
Welche Schritte standen noch an, bis die Plattform online ging?
Unsere erste Webseite daumenschmaus.de war ab Oktober 2020 online. Wir hatten bereits gegründet und die rechtlichen Voraussetzungen für den Verkauf der Creme geschaffen. Technische Voraussetzungen waren eine fertige Webseite mit Onlineshop, ein Warenwirtschaftssystem, das mehrere Verkaufskanäle anbinden kann wie etwa Avocadostore, Shopify und Etsy und eine funktionierende Logistik. Das haben wir alles selbst und mit sehr viel Hilfe von Freunden aufgebaut. Alle Folgeaufgaben haben wir anschließend entsprechend aufgeteilt. Wir haben von Beginn an nichts ausgelagert, das hatte den Vorteil, dass wir uns selbst um das Produzieren, den Versand und alle weiteren Dinge gekümmert haben.
Phase 3: Gründung
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche?
Der Markt für Naturkosmetik wächst seit Jahren konstant um die 7 Prozent, sowie die Biobranche generell. Es gibt hier immer noch viel Potenzial, da sehr viele Produkte noch in Plastik verpackt sind, Mikroplastik oder andere schädliche Inhaltsstoffe enthalten und der Trend zu fester Kosmetik seit 10 Jahren zunimmt. Die Vorteile liegen ganz offensichtlich auf der Hand und sind auch für Verbrauchende, die noch keine Naturkosmetik nutzen, erkennbar. Die Produkte sind ergiebiger, da sie kein Wasser enthalten, sind frei von Plastik und können nicht auslaufen, was sie für unterwegs sehr praktisch macht. Und wir setzen von Anfang an auf nachfüllbare Verpackungen.
Welche Herausforderungen erwarten Gründer im Bereich nachhaltiger Kosmetik?
Das Thema Zertifizierung und damit einhergehend auch rechtliche Aspekte sind auf jeden Fall nicht zu unterschätzen. Für unsere Sonnencreme haben wir beispielsweise für die Entwicklung, Zertifizierung und alle Labortests mehr als ein Jahr gebraucht.
Welche Vorteile bietet ein Online-Business für Gründer?
Das Internet macht es möglich, dass auch kleine Gründungsideen groß werden. Noch nie konnten Marken über verschiedene Kanäle so günstig und effektiv die Zielgruppe erreichen und auf sich aufmerksam machen. Die authentische Story ist dabei entscheidend und das Gesicht hinter der Marke. Ein Vorteil, den insbesondere kleinere Unternehmen mit ihrem Gründerteam für sich nutzen können.
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Welche Fehler habt ihr mit 4 people who care gemacht?
Zum Start haben wir uns zu spät um Förderungen gekümmert und sind den wichtigsten Schritt – das Gründen einer GbR oder UG selbst – zu früh angegangen. Dadurch haben wir uns die Unterstützung von vielen möglichen Fördertöpfen verbaut. Das war soweit der größte „Fehler“ in diesem Sinne. Abgesehen davon haben wir aber vieles richtig gemacht und sind potenzielle Problemstellen frühzeitig angegangen. Es birgt jedoch auch viele „Gefahren“ auf der persönlichen Ebene. „Viel Arbeiten“ sollte tendenziell gerade in den ersten Jahren drin sein. Von der Privatbürgschaft trotz GmbH bei Krediten wurde auch in keinem Seminar-Berater berichtet und hat uns schon sehr ins Grübeln gebracht, ob wir dieses Risiko der Privatinsolvenz eingehen wollen. Es endet schlussendlich immer bei der einen Frage „Glaubst du an dein Produkt“? Wenn ja – go for it.
Phase 4: Wachstum
Was macht 4 people who care so besonders?
Die Besonderheit bei 4 people who care ist unser Kreislaufgedanke, den wir bei allen Produkten und unserem Unternehmen mitgedacht haben und der für viele schlüssig ist und ein rundes Konzept darstellt. Angefangen vom tatsächlichen Problem (trockene Hände beim Klettern) hin zur nachhaltigen Lösung: Eine plastikfreie, nachfüllbare und nachhaltige Handcreme die auch wirkt und nebenbei noch der Natur in der wir leben (oder auch Sport machen) Lebensraum zurück gibt, ergibt doch Sinn. Da kann doch jede andere Handcreme einpacken.
Unsere Produkte sind in ihrer Art und Weise also neu gedacht und haben einen innovativen Ansatz, lösen aber ganz alltägliche Probleme (trockene Haut, Sonnenbrand oder juckende Kopfhaut). Sie sind im Einklang mit der Natur und nicht auf ihre Kosten angefertigt. Denn abgesehen davon, dass alle Produkte handgefertigt, eine plastikfreie Alternative sind, aus überwiegend Bio-Rohstoffen aus regionalem Anbau und direktem Bezug hergestellt werden und sowohl Produkte als auch unser Startup klimaneutral zertifiziert sind, pflanzen wir für jedes Produkt in Deutschland mit ausgewählten Partner*innen 1 m² Blühwiese zu Erhalt der Biodiversität, also der Natur aus der wir unsere Naturkosmetik herstellen.
Welche Marketing-Kanäle habt ihr mit 4 people who care bisher genutzt?
Besonders erfolgreich waren bei uns die direkten Kontakte über Freunde zu B2B-Geschäften. Netzwerke wie der Unverpackt Verband, unterstützen, glaubwürdig in einer Branche aufzutreten und sich zu präsentieren. Als klassische Marketingkanäle haben im ersten Jahr besonders gut Weihnachtsmärkte funktioniert und danach schon Performance Marketing über soziale Netzwerke. Aber auch Newsletter von starken Partnern wie der GLS Bank oder vom Avocadostore oder auch Verlosungen auf Instagram haben uns viel Reichweite gebracht.
Welche geheimen Tipps möchtet ihr angehenden Gründern geben?
Einen kühlen Kopf bewahren und auf die bisherigen Erfolge zurückschauen. Das hat uns immer sehr geholfen, weiterhin an uns und unsere Idee zu glauben. Austausch mit anderen Gründer*innen hat uns in schwierigen Phasen auch oft geholfen, um uns auf neue Ideen zu bringen und neue Absatzkanäle zu finden. Wenn du zweifelst, Risiko eingehen musst oder schnell entscheiden musst: Es endet schlussendlich immer bei der einen Frage „Glaubst du an dein Produkt/Idee“? Wenn ja – Go for it! Entscheidungen müssen her – zu lange warten hilft meistens nicht.
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Über den Autor
Luisa Färber
Luisa macht seit Februar 2022 ihr Volontariat in der Online-Redaktion von Gründer.de. Hier ist sie immer auf der Suche nach den neusten Startups mit bahnbrechenden Ideen und spannenden Businessmodellen. Ob Nachhaltigkeit, Food oder FinTech – Luisa recherchiert und schreibt über die Unternehmen von morgen! Außerdem ist sie mitverantwortlich für unsere Kooperationen und bringt Gründer.de auch als Marke voran. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen Dorf in Oberfranken und entschied sich nach dem Abitur für ein Studium der Angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen. Nach ihrem Bachelor, in dem sie ihre Leidenschaft für die redaktionelle Arbeit entdeckte, hat es sie nun nach Köln und in die Redaktion von Gründer.de verschlagen.